Hoffnungsschimmer im bayerischen Höhlendrama: Dem in rund 1000 Meter Tiefe verunglückten Forscher in der Riesending-Schachhöhle geht es nach Angaben der Bergwacht etwas besser als befürchtet. Er sei ansprechbar, kreislaufstabil und könne mit Hilfe kurzzeitig stehen, sagte Sprecher Klemens Reindl am Dienstag. Es werde trotzdem voraussichtlich mehrere Tage dauern, den 52-Jährigen zu retten.

Forscher am Kopf verletzt

Der erfahrene Forscher war mit zwei Begleitern am frühen Sonntagmorgen in der Höhle unter dem Untersberg an der Grenze zu Österreich von Steinschlag getroffen und dabei am Kopf verletzt worden. Während einer seiner Kollegen bei ihm blieb, stieg der andere nach oben, um Hilfe zu holen. Dafür brauchte er zwölf Stunden. Die Riesending-Schachthöhle ist die größte und tiefste Höhle Deutschlands. In ihr gibt es fast senkrecht abfallende tiefe Kamine und enge Gänge.

An der Rettung des Mannes beteiligen sich Experten aus mehreren Ländern. Neben Höhlenrettern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz seien inzwischen weitere Spezialisten aus Italien am Unfallort eingetroffen, sagte Reindl. Sie seien die ganze Nacht durchgefahren und ruhten sich derzeit aus. Dann stünden sie bereit.

Auch Salzburger Höhlenretter beteiligen sich an der Versorgung und Bergung des schwerverletzten Höhlenforschers. "Wir haben noch zwei Personen in der Höhle, der Rest ist auf Standby. 15 Höhlenretter sind vor Ort", sagte Einsatzleiter Norbert Rosenberger von der Salzburger Höhlenrettung am Dienstag im APA-Gespräch. Die zwei Männer seien mit einem Salzburger Höhlenrettungsarzt und in Begleitung einer Person aus dem deutschen Höhlenforscherteam in der Nacht auf Montag in die rund 1.000 Meter tiefe Höhle am Untersberg eingestiegen.

Aufgabe der Salzburger Höhlenretter war die Versorgung und die Verkürzung von Kommunikationsstrecken im Höhlensystem. Sie halfen beim Legen einer Telefonleitung und dem Aufbau des Höhlenfunksystems "CaveLink". Der Höhlenrettungsdienst Salzburg wurde am Pfingstsonntag um 15.00 Uhr von der bayrischen Bergwacht zur Unterstützung der Rettungsaktion alarmiert. Seither waren bisher insgesamt sechs Salzburger Höhlenretter in das verwinkelte Gang- und Schachtsystem im Inneren des Untersberges eingestiegen.

Fünf Biwakstationen

Die internationalen Rettungsmannschaften planten, den Verletzten in mehreren Etappen nach oben zu bringen. Sie haben dafür in der verwinkelten Höhle auf unterschiedlichen Ebenen fünf Biwakstationen eingerichtet, an denen sie rasten können. "Wenn wir eine Etappe pro Tag schaffen, ist das, denke ich, eine gute Leistung", sagte Reindl. Die Arbeit sei sehr anstrengend und gefährlich. Die Teams müssten untertage daher ständig ausgewechselt werden.

Die tiefen Schächte und Canyons der Höhle können nur von sehr erfahrenen Experten mit Bergsteigerausrüstung durchklettert werden. Dazu gibt es verwinkelte, enge Gänge. Einige Stellen des unterirdischen Labyrinths sind nach Angaben der Bergwacht so schmal, dass eine schlanke Person gerade hindurchpasst. Zudem gibt es dort unterirdische Bäche. In den Schächten und Gängen drohen große Gefahren durch Wasser und Steinschlag.

Der Eingang der Riesending-Schachhöhle war 1995 entdeckt worden. Die Dimensionen der unterirdischen Welt kamen aber erst Jahre später ans Licht. 2002 befassten sich die Mitglieder einer Vereinigung von baden-württembergischen Höhlenforschern, zu denen auch der nun Verunglückte gehörte, erstmals näher mit ihr. Dabei stellten sie fest, wie groß und tief diese ist.