"Donald ist keine Ente! Er sieht nur wie eine aus." Mit dieser Leibes-Beschreibung Donald Ducks hat Comic-Zeichner Carl Barks bereits eines der Grundprobleme des Erpels aus Entenhausen skizziert: die Selbstwahrnehmung.

Donalds Erfinder Walt Disney hat ihn als reizbaren Pechvogel in die Welt geschickt, dessen Selbstbild als jemand davon konterkariert wird, dass ihn andere als niemand sehen. Donald ist notorisch pleite, versuchte sein Auskommen als Tellerwäscher, Pizzabote oder Handelsvertreter für Bürsten. Gleichzeitig ist Donald ein Überheld, wenn er in die Rolle seines Alter Ego Phantomias schlüpft und sich nicht nur an seinen Gläubigern rächt. "Donald ist die beliebteste Figur", sagt Thea Schellakowsky vom Egmont-Ehapa-Verlag, in dem das Micky Maus Magazin erscheint.

Wenn Donald morgen seinen 80. Geburtstag feiert, hilft ihm auch die Beliebtheit nicht. Der Weltstar fechtet mit sich noch immer dieselben Konflikte aus wie 1934, als er im Kino-Abenteuer "The Wise Little Hen" mit Matrosenanzug in die Welt trat. Sein Problem heißt seither auch Familie. Mit den Worten "Lieber Donald, ich schicke Dir Deine Neffen Tick, Trick und Track" hat Donalds Schwester Della sich ihrer Rolle als Mutter entledigt. Seit 1937 ist Donald alleinerziehender Onkel. Obendrein muss Donald aufpassen, dass sein eigener Cousin und Glückspilz Gustav Gans ihm nicht seine Langzeitverlobte Daisy ausspannt. Mit Daisy ist Donald seit 74 Jahren liiert, neben allerlei Romantik wird sein Selbst aber immer wieder von Daisys Handtasche ramponiert.

Dabei ist Donalds Leben nichts anderes als der verzweifelte Versuch, mit seinem Onkel Dagobert Duck, seinen Neffen und Freunden Familie zu sein. Mit dem Wissen, dass die eigenen Eltern Dortel und Degenhard Duck nicht greifbar sind. Oder zumindest verschollen in den Tiefen der unterbewussten Comic-Zeit.