Nope” ist ein Überraschungsfilm. Wer sich das Geheimnis nicht verderben will, sollte sich daher, was Vorab-Infos betrifft, eher am Titel orientieren. Auch wenn sich der Trailer überaus kryptisch gibt: Die dritte Regiearbeit des 43-jährigen Oscarpreisträgers Jordan Peele hat vor dem Amerika-Start Ende Juli hohe Erwartungen und viel Hype erzeugt.
Doch wie es mit Erwartungen so ist, liegt darin auch ein falsches Versprechen nach Wiederholung des Bekannten. Genau das befriedigt Peele bei seinem dritten Streich nicht, im Guten wie im Schlechten. In bester Arthouse-Manier und ausgestattet mit einem mittleren Sommerblockbuster-Budget von knapp 70 Millionen Dollar, steht er nur noch mit einem Fuß im Horror-Genre, das er sich mit seinem Debüt „Get Out“ ebenso politisch wie innovativ zu eigen gemacht hatte.
Diesmal bewegt sich der Genrefilm-Mix zwischen Science-Fiction und Monsterfilm, angereichert mit Western-Versatzstücken.
Die Geschichte spielt auf der Ranch der Familie Haywood. Der in sich gekehrte Otis junior versucht, zusammen mit seiner aufgedrehten Schwester Emerald, das Geschäft mit Filmpferden weiterzuführen. Ihr Vater wurde kurze Zeit vorher von einer Münze getötet, die vom Himmel fiel. Das ist der Vorbote für größeres Unglück. Eine Wolke am Himmel, die sich tagelang nicht vom Fleck bewegt, entpuppt sich als übel gestimmtes Wesen aus einer anderen Welt. Um ihre Entdeckung zu Geld zu machen, muss die fliegende Riesen-Qualle filmisch festgehalten werden. Ein junger Überwachungstechniker und ein alter Kameramann sollen dabei helfen.


Die Jagd nach dem Fotobeweis wird zur Frage der Glaubwürdigkeit und der Chance auf ein lukratives Spektakel. Das Monster steht auch für die atavistische Natur, die sich gegen Domestizierung und Elektronik zur Wehr setzt. Peele lässt seine Helden zur analogen Filmkamera greifen – und hat den Streifen selbst auf analogem 65-mm-Material gedreht.
“Nope” ist Jordan Peeles „Unheimliche Begegnung der dritten Art“ mit einem Schuss Einfluss von M Night Shyamalan.

Die handwerklich und atmosphärisch souverän, aber narrativ nicht fokussiert in Szene gesetzte Mensch-gegen-Monster-Story samt kritisch-satirischen Zwischentönen lässt die kompakte Energie von „Get Out“ sowie „Us“ vermissen. Der Minimalismus des Spektakels ist zwar klug und frisch umgesetzt, und die ambitionierte Entwicklung weg von der reinen Horror-Lehre vermag zu faszinieren, aber nicht durchgehend zu überzeugen.

Bewertung: ***