„Blue Monday“ – das klingt im ersten Moment nach „blaumachen“ und Schule und Arbeit schwänzen. Der dritte Montag im Januar ist aber angeblich der deprimierendste Tag des Jahres. Der sogenannte „Blue Monday“ geht auf den britischen Psychologen Cliff Arnall zurück.
Blue steht im Englischen nicht nur für die Farbe Blau, sondern bedeutet auch traurig oder deprimiert. Seiner Rechnung zufolge fällt dieser Tag immer auf den dritten Montag im Januar. Allerdings fühlt sich Arnall mit seiner Formel mittlerweile falsch verstanden. Es sei nicht seine Absicht gewesen, den speziellen Tag im Januar mit seinen Berechnungen noch bedrückender zu machen, sagte er 2018 in einem Interview mit der britischen Zeitung „The Independent“.
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Aktivität gegen den Winter-Blues
Das Phänomen Winterdepression gibt es dagegen wirklich, nach Weihnachten und Neujahr steigen auch die Krankmeldungen mit der Diagnose Depression. „Dunkles und trübes Wetter ist der Auslöser der saisonabhängigen Depression“, weiß die Psychoanalytikerin Rotraud Perner. „Aktivität bringt Energie, Inaktivität führt zu Trägheit“, lautet Perners Schluss. Es gilt sein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen und die Gefahr der Autosuggestion nicht zu unterschätzen.
Selbst wenn man die Diagnose „Depression“ hat, gilt es sich auf sich selbst zu besinnen und den Vergleich mit anderen eher zu meiden. „Sich auf sich selbst zu konzentrieren und sich zu überlegen, wann man diese negative Stimmung nicht hatte, hilft“, so Perner. Stärkeres Schlafbedürfnis und Lust auf Süßes sind im Winter nichts Ungewöhnliches. Erst wenn diese Bedürfnisse ausarten und zur Belastung werden, ist eine Behandlung notwendig.
Hilfe im „Plaudernetz“
Mit dem „Plaudernetz“ bietet die Caritas seit April 2020 eine „schnelle Hilfe in Momenten der Einsamkeit“, die per Telefon unter 05-1776-100 in Anspruch genommen werden kann. „Einsamkeit war bereits vor der Krise eine Zivilisationskrankheit in westlichen Gesellschaften“, stellt Klaus Schwertner, geschäftsführender Caritas-Direktor der Erzdiözese Wien, fest und berichtet von einer steigenden Anzahl von Anrufen, wenn die Infektionszahlen steigen.
Seit Projektstart im April 2020 wurden inzwischen mehr als 21.000 Gespräche geführt. Täglich werden bis zu 100 Gespräche zwischen 12.00 und 20.00 Uhr entgegengenommen. Im Schnitt dauern die Telefonate eine halbe Stunde. 3.500 Menschen, im Alter von durchschnittlich Mitte fünfzig, engagieren sich ehrenamtlich österreichweit beim „Plaudernetz“. Wie die Caritas weiter berichtet, sind die Anrufenden aus ganz Österreich zu einem großen Teil über 40 Jahre alt.