Das Gras kitzelt spätsommerwarm unter den Zehen, auf die man hier besonders achten sollte. Schildkröte Marvin, 20 Jahre alt und flotter als man ihr zutrauen mag, verteidigt ihr Revier mit Zehenzwicken. Das ist aber auch schon das Einzige, das die Entspannung beeinträchtigen könnte. „Wir garteln beide sehr, sehr gerne“, kommentiert Sabine Hirschbäck-Böhmüller die beeindruckten Blicke der Besucher, ihr Mann Hannes Böhmüller nickt zustimmend.
Gemeinsam hat man in Gartenangelegenheiten auch schon einiges gelernt. Zum Beispiel, dass winterharte Pflanzen besser für die Terrasse geeignet sind, weil sie irgendwann zu groß für das Stiegenhaus werden und dass sich vor allem Glyzinie, Lavendel und Hortensien – die Lieblingsblumen der Wohnungsbesitzerin – hier oben besonders wohlfühlen. Wie grüne Wächter schirmen die Pflanzen die Blicke der umliegenden Hochhäuser ab, bei Wind sorgen sie für ein angenehmes Rauschen. Verkehrslärm hat keine Chance mehr.
Entspannen an einem besonderen Ort ist hier die Devise. Denn das Zuhause der Hirschbäck-Böhmüllers war früher eine Mühle. 1994 wurde das Gebäude im Grazer Bezirk Geidorf revitalisiert und zu einem Wohnbau mit begrünten Flachdächern. „Ich bin 1995 mit meinem Sohn Maximilian eingezogen. Es war perfekt mit der Terrasse“, berichtet Sabine Hirschbäck-Böhmüller. Wenig später kam Lebensgefährte und seit 2017 Ehemann Hannes hinzu.
Zu dritt lebte es sich zwar bestens in der 63 Quadratmeter großen Wohnung mit Wohnküche und einem weiteren Zimmer. „Ich hatte aber schon immer den Traum, auf die andere Seite durchschauen zu können, um den Baum dort zu sehen“, sagt die Hausherrin und zeigt auf die andere Seite der Wohnung. Früher lag hier die Nachbarwohnung. Und so kam es, dass sich innerhalb kürzester Zeit zwei große Chancen ergaben. Das Paar kaufte die bereits bewohnte Wohnung und Sabine Hirschbäck-Böhmüller erstand wenig später auch die angrenzende Immobilie mit spiegelverkehrtem Grundriss. „Ich wusste, dass das eine einmalige Gelegenheit ist“, strahlt die Hausherrin.
Pause in der Zwickmühle
2015 wurde durchgebrochen und umgebaut. So entstand die heute knapp 130 Quadratmeter große, lichtdurchflutete Wohnung. Aus einer kleinen Eckküche wurde eine frei stehende Kochinsel und zur Südterrasse kam noch ein Nordbalkon dazu. „Es ist auch im Winter herrlich“, sagt Hannes Böhmüller und zeigt auf den offenen Kamin neben der Terrassentür. „Die Rundbogenfenster sind von der Mühle erhalten geblieben. Das Gebäude ist denkmalgeschützt“, so die Hausherrin, die mit großer Leidenschaft und Liebe zum Detail dekoriert sowie gestaltet.
Und in der kalten Jahreszeit muss man sich hier auch nicht mehr um seine Zehen sorgen, denn Marvin hält Winterschlaf. Pause in der Zwickmühle.