Erstmals in der Geschichte der Caritas wird eine Frau die Geschicke der größten karitativen Organisation des Landes führen. Nora Tödtling-Musenbichler wurde bei der Vollversammlung im Bildungshaus St. Arbogast in Götzis (Vorarlberg) zur ersten Präsidentin der Caritas gewählt. Die 40-jährige Direktorin der Caritas der Diözese Graz-Seckau ist seit dem letzten Jahr Stellvertreterin des scheidenden Caritas-Präsidenten Michael Landau, sie ist auch die einzige Frau im vierköpfigen Präsidium. Im Rennen waren auch Caritas-Generalsekretärin Anna Parr und der Direktor der Wiener Caritas, Klaus Schwertner. Die Entscheidung fiel am Dienstag bei der Caritas-Vollversammlung in Vorarlberg. Jedes Bundesland verfügt über drei Stimmen, auch Landau sowie Caritas-Bischof Benno Elbs haben Stimmrecht. Die Caritas zählt 17.000 hauptamtliche Mitarbeiter und etwa 47.000 ehrenamtliche Mitarbeiter.
Nora Tödtling-Musenbichler
Landau: „Hochkompetente Frau“
„Ich freue mich, dass mit Nora Tödtling-Musenbichler erstmals eine hochkompetente Frau an der Spitze der Caritas Österreich stehen wird. Ein starkes, weibliches Zeichen für die Caritas nach innen wie nach außen“, ließ Landau wissen. Die Caritas „wird mit ihr, Alexander Bodmann als Vizepräsident und gemeinsam mit allen amtierenden Direktor*innen und Generalsekretär*innen der Caritas Österreich auch weiterhin die starke Stimme für soziale Gerechtigkeit sein“, wird er in einer Aussendung zitiert. Tödtling-Musenbichler äußerte sich erfreut über ihre Wahl und erklärte, ihr sei es gerade in Zeiten multipler Krisen wichtig, dass die Caritas „die Werte der Solidarität und des Zusammenhalts“ weiterhin lebe und „Menschen in Not eine starke und laute Stimme“ gibt.
Seit bald 30 Jahren ist es kein ungeschriebenes Gesetz mehr, dass ein Geistlicher an der Spitze der Caritas steht. 1995 wurde Franz Küberl zum Nachfolger von Leopold Ungar gewählt. Der 63-jährige Landau stand zehn Jahre der Organisation vor. Nach eigenem Bekunden will sich Landau künftig verstärkt seiner Aufgabe als Europapräsident der Caritas widmen, im letzten Jahr wurde er einstimmig für die Amtszeit bis 2027 bestätigt.