Ein peppiges Logo, eine coole Homepage, eine myspace-Seite und Postkarten: Die Verbreitung von Inhalten ist heute viel einfacher und massentauglicher als noch vor 40 Jahren. Damals experimentierte der US-amerikanische Lehrer William Ron Jones mit den Grundzügen einer Diktatur und musste fasziniert feststellen, wie in nur wenigen Tagen gleich drei Highschools und rund 1.200 Personen von seiner "Welle" überrollt wurden. Der deutsche Regisseur Dennis Gansel baut auf diesen Erfahrungen auf und versetzt den Schulversuch in ein modernes deutsches Gymnasium. Ab 14. März schwappt "Die Welle" auch in Österreich.
Soziologisches Experiment. "Am Anfang stand die Frage: Wie kam's dazu?", erklärte Gansel die Grundidee, sich 27 Jahre nach der ersten Verfilmung - von Alexander Grasshoff für das US-Fernsehen - erneut mit dem soziologischen Experiment auseinanderzusetzen. "Da hat sich aber auch automatisch die zweite Frage gestellt: Wie sieht's mit mir aus? Wäre das heutzutage noch möglich?" Diese Gedankenspielerei setzten Gansel und Peter Thorwarth in ein Drehbuch um, das sich der "Welle" mit popkulturellen Versatzstücken nähert und dessen Umsetzung schließlich im MTV-Look mit treibendem, beatlastigen Musikhintergrund endete - größtenteils plausibel, authentisch und fast gänzlich unpeinlich.
Zu aufgeklärt. In dem fiktiven deutschen Gymnasium unterrichtet der linke Lehrer Rainer Wenger (wie immer stark: Jürgen Vogel), der Ramones- und Clash-Shirts trägt, sich von den Schülern duzen und von den Kollegen schräg anblicken lässt. Als es während einer schulweiten Projektwoche um Staatsformen geht, wundert er sich, dass seine Schüler so überzeugt sind, dass eine Diktatur in Deutschland heute nicht mehr möglich wäre. "Dazu sind wir viel zu aufgeklärt", lautet der Tenor, der Wenger zu dem pädagogischen Schulversuch motiviert.