Es ist schon erstaunlich, wie sich Seat gemausert hat. Galt die Marke zwei Jahrzehnte lang als Problemkind und Wackelkandidat, hat Volkswagen heute seine Freude mit der spanischen Tochter.

Unter der Führung von Luca de Meo schaffte Seat endgültig die Wandlung vom Aschenputtel zur Prinzessin und es ist zu bedauern, dass der smarte Italiener kürzlich den Hersteller Richtung Frankreich samt seinem Chefdesigner verlassen hat. Dennoch wird Seat begehrenswert bleiben und zeigt, dass emotionale und sportliche Modelle zu scharf kalkulierten Preisen vor allem junge Menschen begeistern. Nicht von ungefähr verfügt die Marke über die jüngste Kundschaft der Autobranche. Seit 19 Monaten hält man sich inklusive der Submarke Cupra übrigens auf Platz drei der österreichischen Neuzulassungen.

Mittlerweile bedient Seat mit dem Tarraco auch die Aufsteiger im Hause bestens. Der 4,73 Meter lange Wagen zählt zu den Raumwundern im mittelgroßen SUV-Segment und ist ein Musterstück eines praktischen und langstreckentauglichen Großfamiliengefährts. Wesentlich: Der Tarraco kann ziemlich alles, was noble Premiumkollegen können, und duckt sich preislich unter die Preise der Kollegen.

Beim Test war ich mit einem Tarraco 2.0 TDI in der neuen Ausstattungslinie FR unterwegs. FR steht für "Formula Racing“ und schmückt den großen Seat mit Feinheiten wie elektrisch verstellbaren Sportschalensitzen, Sportlenkrad und Alupedalen, optisch fallen der Dachspoiler sowie breitere Radkästen und Räder ins Auge.
Mit der 190-PS-Diesel-Maschine, Allrad und dem Sieben-Gang-Doppelkupplungsgetriebe pflegt das Topmodell den kraftvollen Auftritt.

Das Fahrwerk fühlt sich einen Hauch knochiger an als jenes vom Volkswagen-Bruder Tiguan Allspace, leistet sich aber keine Schwächen. Die Federung ist auf der straffen Seite, es gibt keine Wankbewegungen. Lenkung, Bremsen – alles gut.

Drinnen ist der Tarraco ein Tanzsaal, die Beinfreiheit hinten ist der pure Luxus, die Fondbank lässt sich geteilt verschieben. Die Ergonomie im Hochsitzer ist klasse, das Digital-Cockpit ist vielseitig zu konfigurieren, der mittig angeordnete große Multimedia-Bildschirm – bedienbar über Touch, Sprachregelung und Drehregler – liegt gut im Blick. Der Ausstattung fehlt es an nichts, es gibt ein Heer an Assistenten.

Ob der Seat Tarraco FR hält, was er verspricht, werden am Ende meine Kollegen klären. Der Tacho des Dauerläufers steht bei 13.000 Kilometern. Klagen gibt es bis dato keine. Bloß macht sich die Kontrollleuchte der Motorsteuerung und Abgasreinigungsanlage in regelmäßigen Abständen wichtig, um dann jeweils beim Neustart wieder zu verschwinden. Jetzt will man in der Werkstatt vorbeischauen, sicher ist sicher.

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