Wow. Das Ding schiebt echt gewaltig an. Ja, 600 Watt verleihen unserem Bike in bester Roter-Bullen-Manier Flüüügel. Allerdings ist das Full-power-Vergnügen dank begrenzter Akku-Kapazität ein eher kurzes.

„Das Ding“ heißt Add-e und ist ein extraleichter E-Motor (850 Gramm), den man nachträglich auf fast jedes Rad montieren kann. Dazu kommt ein Akku (1,2 kg) in Form einer Trinkflasche - und fertig ist das E-Bike. Am Akku wird die Unterstützungsstufe gewählt, das Hinterrad mittels einer zukoppelbaren Walze angetrieben. Schaltet man den Motor weg, ist vom Antrieb so gut wie nichts mehr zu spüren.

Add-e ist also das E- für jedes Bike. „Der eine will sein Citybike oder das Lieblingsrad elektrifizieren, der andere will am Rennrad bei Gegenwind oder auf Steigungen Unterstützung“, weiß Bikeprofi Arnold Ortner, einer von etwa 100 Händlern, die Add-e vertreiben. Mithilfe von Youtube-Videos können Bastler den Antrieb selbst montieren, der Händler macht's um 120 Euro.

So kostet die Aufrüstung mit dem 600-Watt-Motor samt Montage 1220 Euro, den schwächeren 250-Watt-Motor gibt's um 1010 Euro. Sind 600 Watt erlaubt? „Ja, mit dem eingebauten Speedlimit von 25 km/h“, sagt Fabian Gutbrod, der „Vater“ von add-e. Man kennt ihn aus der Puls-4-Sendung „Zwei Minuten, zwei Millionen“, bei der er im April alle fünf Investoren um H. P. Haselsteiner überzeugte, seiner Firma GP-Motion für 30 Prozent Firmenanteil 450.000 Euro zu geben. Nach Gesprächen mit den Geldgebern verzichtete Gutbrod aber: „Sie wollten zu viel Einfluss.“

Bisher verleiht der E-Antrieb aus Villach schon 5000 Radlern Flüüügel. Er schaltet sich nach den ersten Pedaltritten mit leichtem Ruck zu, das passiert am Mountainbike ziemlich harmonisch. Nur das Surren des E-Motors signalisiert, dass man sich unterstützen lässt. Am Faltrad Brompton läuft add-e kraftvoll, aber nicht ganz so rund, da ist das An- und Abkoppeln der Antriebswalze mitunter mit kräftigem Klacken verbunden. „Lässt sich einstellen“, verspricht Gutbrod.

In der Ebene ist die Kraftentfaltung der höheren Unterstützungsstufen gewaltig, da durchbricht man mit deaktiviertem Speedlimit schnell die 40 km/h Schallmauer. Das geht aber auf Kosten der Reichweite. Die lag bei normaler Fahrweise mit 25 km/h zwischen 20 und 30 Kilometern. Je hügeliger, desto weniger. In der Ebene werden normale E-Bike-Motoren à la Bosch vom add-e „geschnupft“, am Berg allerdings sind Bosch & Co. stärker. „Im Vergleich mit Autos ist unser Motor ein Benziner, Bosch & Co. sind Diesel mit mehr Drehmoment“, sagt Gutbrod.

Die Reichweite lässt sich durch einen Zweitakku (380 Euro) verdoppeln. Leider lässt sich der Akku am Rad nicht versperren. Ein Manko ist auch die Abnutzung des angetriebenen Reifens durch die Walze.

Fazit: add-e läuft fast so rund wie „normale“ E-Bikes. Für add-e spricht die Leichtigkeit, zudem kann man den Motor (mit Umbausatz) auf andere Räder umstecken. Abgeschaltet ist vom Antrieb so gut wie nichts zu spüren, man fährt unbeschwert weiter. Herkömmliche E-Bikes sind da sperriger.

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