Meine Freunde in der Motorredaktion der Kleinen Zeitung hatten den neuen Ibiza bei der Enthüllung im Februar in Barcelona umgehend zum ,,Aufsteiger des Jahres“ gekürt. Das war gar nicht so übertrieben. Längst ist klar, dass der VW-Tochter mit der fünften Generation des spanischen Kleinwagen-Klassikers ein großer Wurf gelungen ist und der Ibiza den steilen Aufschwung der Marke beflügelt.

Und wenn ich schon beim Rosenstreuen bin, reiche ich noch schnell ein weiteres, wesentliches Kompliment nach: Für mich fährt der Ibiza erstmals auf Augenhöhe mit den Besten im Segment, zumindest über weite Strecken. Und da schließe ich auch den Klassenprimus VW Polo aus dem eigenen Haus mit ein, selbst wenn man das in Wolfsburg vielleicht nicht so gerne hört. Aber von diesem Befund rücke ich nicht ab.

Beim Test hat mich der Ibiza schnell überzeugt. Schon die Optik zieht an und drückt das neue Selbstbewusstsein von Seat aus. Der frech geschnittene Fünftürer steht kompakt und stämmig da, die Proportionen passen, der Ibiza wirkt sehr reif und stimmig. Dass er sich stilistisch dem großen Bruder Leon nähert, ist unübersehbar, aber kein Fehler, weil der Ibiza unverkennbar ein Ibiza bleibt.

Was mir ebenso gefällt: Entgegen dem allgemeinen Trend ist der Ibiza in der Länge nicht gewachsen, es bleibt bei vier Metern, dazu hat er kein Gramm Fett angesetzt und geht weiter als Leichtgewicht durch. Dafür hat der Ibiza in der Breite und beim Radstand zugelegt, was dem Modular-Querbaukasten zu verdanken ist, auf dem ja auch der Polo aufbaut. Mit dem Ergebnis, dass der Ibiza beim Raum- und Platzangebot über sich hinauswächst und darüber hinaus im Gepäckraum die Latte für die Mitbewerber hochlegt.

Jetzt aber: Fahren. Man sitzt gut im Ibiza, die Instrumente liegen gut im Blick. Gleich in den ersten Kurven fällt die Agilität des Fronttrieblers auf, es macht Spaß, den Ibiza um die Ecken zu zirkeln. Die Lenkung ist feinfühlig und schön präzise, das Fahrwerk ist auf der straffen Seite und ohne Tadel, der Komfort ist auch auf rumpeligen Landstraßen ordentlich.

Der 95-PS-Dreizylinder, der unseren Testwagen heizte, ist freilich kein Herkules, aber quirlig genug, um den Ibiza überall fein mitschwimmen zu lassen. Lediglich wenn man das Einliter-Motörchen zu sehr strapaziert, knurrt der kleine Treibsatz böse und schlägt dann auch beim Verbrauch über die Stränge: Fünf Liter im Schnitt sollten die Grenze sein.

Qualität, Ausstattung? Schaut alles sauber und gut verarbeitet aus, nichts wirkt wirklich billig. In der sportlichen FR-Ausführung mit Start-Stopp wird man erstklassig bedient, dazu bietet Seat das volle Konzern-Angebot an Konnektivität, Sicherheitsassistenten und Infotainment. Und auch der Preis geht schwer in Ordnung.