Da stehen die Münder plötzlich weiter offen als die Heckklappe. Wenn man beim Siedeln hilft und mit dem Honda Jazz anrückt, erntet man erst lange Gesichter garniert mit: „Ein noch kleineres Auto hast du nicht gefunden, wie?“ Und man kann es den Siedelkameraden nicht verdenken, denn der Microvan ist immerhin keine vier Meter lang – aber das macht er durch innere Größe und viel Grips wieder wett. Schließlich stammt er aus Japan, dem Mutterland der hohen Faltkunst Origami.

Das Cockpit ist bestens verarbeitet und hat Hondas typisch spacigen Touch
Das Cockpit ist bestens verarbeitet und hat Hondas typisch spacigen Touch © (c) ©Oliver Wolf

Nachdem die dritte Auflage des Jazz sich um 9,5 cm länger streckt, bedeutet das folgerichtig, dass der Japaner innen noch mehr Platz hat als bisher. Das äußert sich etwa durch 11,5 cm mehr Beinfreiheit im Fond oder 17 Liter mehr Laderaum. Es folgen also erstaunte „Ohs“ und „Ahs“, wenn die Sitzanlage in der zweiten Reihe mit einem Zupfer kollabiert und eine brettlebene Ladefläche und maximale 1314 Liter Laderaum freigibt.

Hondas „Magic Seats“ sind unter Kennern nicht umsonst berühmt wie beliebt, ihr Trick besteht darin, dass der Tank unter den Vordersitzen verstaut ist, und daher im Heck mehr Platz für Gepäck bleibt – in Sitzen hat noch nie so viel Hirnschmalz gesteckt.

Platz da! Der Laderaum des Honda Jazz
Platz da! Der Laderaum des Honda Jazz © (c) ©Oliver Wolf

Kurzer Szenenapplaus, weil zwölf (!) Bananenkartons voll Siedelgut im Kofferraum verschwinden. Das ist der blechern und gläsern scheppernde Inhalt einer ausgewachsenen Küche inklusive Sonntagsservice, Dörrobstautomat und Kelomat-Topf. Stehlampe, Leiter und Co. sind auch kein Thema, weil sich der Beifahrersitz bei Bedarf platt machen lässt.

Hören kann man den Inhalt der Kartons deshalb so gut, weil der Benziner unter Teillast so leise arbeitet, dass man ihn kaum bis gar nicht hört. In der Stadt ist er ein feines, drehfreudiges Maschinchen, auch bei Autobahntempo schwimmt man mit dem 1300er mit seinen 102 PS fein mit. Nur auf Steigungen kann es passieren, dass ihm ein bissl die Puste ausgeht und man einen Gang zurückschalten muss. Aber das ist bei einem knackigem Getriebe wie diesem auch kein Malheur.

Der Honda ist keine vier Meter lang
Der Honda ist keine vier Meter lang © (c) ©Oliver Wolf

Die Lenkung ist präzise und macht auf kurvenreichen Straßen Freude, 7-Zoll-Touchscreen mit Infotainmentsystem und einige elektronisch assistierende Schutzengerl sind unterwegs auch mit dabei. Teils stakst der Jazz ein bisschen ungeschickt über Fahrbahnunebenheiten und wenn man unbedingt etwas an ihm aussetzen möchte, dann kann man die etwas kurz geratene Beinauflage der Sitze ins Gespräch bringen.

Aber das machen sie mit anderen Talenten mehr als wett: Weil sich die Sitzfläche der Rückbank hochklappen lässt wie bei einem Kinosessel, kann man in den Fußraum bis zu 1,3 Meter hohe Gegenstände stellen. Also, lass rüberwachsen, den Gummibaum.