Wie Sie sehen, sehen Sie: nichts. Gerade einmal den stahl­blauen Himmel über St. Veit, das war’s aber auch schon. Dafür grammelt der grobe Kies unter den vier angetriebenen Stollenreifen, der große Turbodiesel stampft unter Last gen Gipfel, der Antriebsstrang verspannt sich hörbar über die gesperrten Differenziale. Und als der Hügel endlich erklommen ist, verschwindet der schmale Weg langsam, aber sicher unter der langen Motorhaube – genauso wie das Vertrauen in die eigenen Fahrkünste. Autofahren im absoluten Grenzbereich bei 5 km/h. In dieser Situation helfen einem Erfahrungswerte aus dem normalen Straßenverkehr nicht mehr. Was hier zählt, sind Tipps aus kundigem Mund.

„Eine Grundregel gibt es, die gilt beim Geländefahren immer: So langsam wie möglich und nur so schnell wie nötig“, verrät Valentin Steinwender, leitender Instruktor des ÖAMTC-Fahrtechnikzentrums in St. Veit, die wichtigste Zutat, um auf losem Untergrund überall und vor allem sicher voranzukommen. „Man muss ein Gefühl für die Strecke entwickeln, das Gelände lesen. Und wenn man sich nicht sicher ist, dann sollte man den Parcours lieber vorher zu Fuß abgehen.“ Das mag sich jetzt kompliziert anhören, die Grundbegriffe des Geländefahrens sind aber leicht erlernbar. Und genau zu diesem Zweck bietet der ÖAMTC im neuen Offroad-Zentrum entsprechende Kurse an.

Was jetzt noch fehlt, sind passende Fahrzeuge. „Wichtig ist ein ordentliches Allradsystem, das eine hohe Achsverschränkung zulässt und über ein sperrbares Mitteldifferenzial verfügt“, skizziert Steinwender grob die nötigen Voraussetzungen. Und unsere drei großen Pick-ups erfüllen sie mit Bravour. Fiat Fullback, Nissan Navara und Ford Ranger verfügen allesamt über einen stabilen Leiterrahmen, robuste Starrachsen sowie über hubraumstarke Selbstzünder, damit ihnen selbst bei gröberen Steigungen nicht so schnell die Puste ausgeht. Und falls doch, kann immer noch das Untersetzungsgetriebe aktiviert werden oder eben die Sperrung des mittleren Differenzials. Ansonsten sind die drei Kandidaten aber grundverschieden.

Fiat Fullback

© Oliver Wolf


Valentin Steinwender startet den Diesel, schnallt sich an und legt die Hände ans Volant – die Daumen aber nicht auf die Speichen: „Im Gelände können sich die Vorderräder leicht in Furchen fangen und das Lenkrad verreißen. Daher die Finger immer nur außen an den Lenkradkranz legen, um Verletzungen zu vermeiden.“ Gefühl- und schwungvoll steuert er den Fiat den steilen Hügel zielstrebig bergauf. Gibt es hierbei etwas Besonderes zu beachten? „Wichtig ist, bergauf immer mit Kraftschluss zu fahren, also nie die Kupplung zu treten. Sonst bleibt man sofort stehen und fährt sich womöglich fest.“ Endlich ist die Anhöhe überwunden. Man sieht auch wieder etwas, nachdem sich die Schnauze des Fullback nach unten gerichtet hat. „Jetzt ist entscheidend, immer in Falllinie zu fahren, also nie schräg zum Hang.“

Ford Ranger

© Oliver Wolf

Nissan Navara

© Oliver Wolf



Wie gut, dass die drei Off­road-Haudegen sich genau hier von ihrer streichelweichen Seite zeigen. Auf Asphalt lassen sie sich von ihren robusten Talenten nichts anmerken und verwöhnen mit Fahrkomfort auf Pkw-Niveau. Und man würde sich wünschen, das eigene Rückgrat nach dieser Berg- und Talfahrt genauso auf Knopfdruck entspannen zu können wie Fiat, Ford und Nissan ihre Antriebsstränge.