In gewisser Weise ist diese Nachricht sogar ein kleiner Trost: Der mehrere Millionen Euro teure Teilchenbeschleuniger der europäischen Organisation für Kernforschung in Genf gilt als Wunder der Technik. Ein klitzekleiner Kurzschluss setzte die Einrichtung aber gleich für mehrere Tage außer Betrieb. Die Ursache? Ein Kabel, das einer Marderattacke zum Opfer fiel. Keine Sorge also, wenn das eigene Auto aufgrund dieser Tierchen nicht anspringt – vor ihnen sind selbst Atomwissenschaftler nicht gewappnet.

Doch warum beißt ausgerechnet der Steinmarder so gerne hilflose Bauteile durch? Was ist es, was diese herzigen Zeitgenossen mit kugelrunden Ohren und Knopfaugen und dickem Schweif magisch anzieht? Stehen sie einfach auf den Geruch von heißem Gummi und Dämmmaterial?

Weder noch. Der Marder ertastet seine Umwelt vor allem durch seine Zähne. Zudem schätzt diese Rasse ein gutes Versteck. Dort kann sie ihre Beute zwischenlagern oder vor unliebsamen Feinden in Deckung gehen. Da diese Tiere aber Einzelgänger sind und die Männchen sich vor allem in der Paarungszeit nicht ausstehen können, nehmen sie die Duftnoten ihrer Artgenossen als Provokation wahr und beißen alles durch, was nach einem Konkurrenten riecht. „Durch ihr ausgeprägtes Revierverhalten kennen diese Tiere jedes Auto in ihrer Umgebung“, meint Marianne Jäger, Berufsgruppenobfrau der Wirtschaftskammer für Schädlingsbekämpfer. „Parkt man sein Fahrzeug, das von einem Marder schon markiert wurde, also einmal woanders, sprich in einem fremden Revier, kann es leicht sein, dass der hiesige Marder richtig stinkig wird.“

Und richtig – dann müssen Schläuche, Kabel oder Dämmmatten dran glauben. Das heißt jedenfalls: War noch nie ein Marder in einem Auto, beißt der erste tierische Besucher auch nichts durch. Erst wenn ein zweiter in den vierrädrigen Unterschlupf eindringt, kommt es zum großen Knabbern. Die gute Nachricht also: Sie haben nicht einen Marder, sondern zwei.

Somit bleibt natürlich die große Frage: Was kann man denn nun tun, damit die Tiere draußen bleiben? „Die Marder unterliegen dem Jagdrecht, man darf sie also nicht einmal schief anschauen. Was bleibt, sind Maßnahmen zur Abschreckung. Für die Garage arbeitet man am besten mit Gerüchen. Spezielle Öle, aber auch Hundehaare zeigen ihre Wirkung, müssen aber regelmäßig erneuert werden“, so Jäger, fügt aber hinzu, dass man mit diesen Mitteln nicht maßlos umgehen darf: „Viele dieser Öle riechen nur sehr schwach, manche nach überwürztem Pesto oder fast schon süßlich. Es kann aber passieren, dass der eigene Hund aufgrund dieses Geruchs dann auch nicht mehr gerne in die Garage mitkommt.“ Für das Auto empfiehlt Marianne Jäger hingegen strombetriebene Abwehrgeräte: „Diese Anlagen verpassen den Mardern einen leichten Stromschlag, tun ihnen aber nicht weh. Es reicht aber, damit sie fernbleiben.“

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