An diesem Wochenende wäre beim GTI-Treffen am Wörthersee wieder kautschukplantagenweise Gummi verbrannt worden. Motoren würden heulen – aber auch (Un)Glücksritter, denen die Exekutive die Kennzeichen abgenommen hätte. Und wahrscheinlich hätte VW auch die achte Generation des Golf GTI in Kärnten seiner Fangemeinde präsentiert, den sie eigentlich schon auf dem Genfer Autosalon im März hätten zeigen wollen.

Wäre, hätte, Steuerkette – sowohl die Autoshow als auch das GTI-Treffen sind coronabedingt ins Wasser gefallen. Und so drehen die Prototypen des Kompakten mit dem Kultkürzel jetzt ihre letzten Testrunden auf der Nordschleife statt auf der Süduferstraße und geben ihren Einstand antiseptisch rein digital statt vor Publikum.

Also, Vorhang auf: GTI Nummer acht hebt sich abermals dezent vom „Normalo-Golf“ ab: schärfere Stoßfänger, Kühlergrill mit Wabenmuster, Dachkantenspoiler, Diffusor am Heck und nicht zuletzt ein redigierter Schriftzug –  das erste Mal übrigens in der fast 45-jährigen Laufbahn des flotten Kompakten. Fünf LED-Würfel bilden nicht nur die Nebelscheinwerfer, sondern auch eine karierte Zielflagge ab. Zwei Endrohre? Ehrensache! Wilder wird’s dann optisch wohl beim TCR (300 PS) und dem R (333 PS) zugehen.

Was uns auch schon zum Kern der Sache bringt: Dem 245 PS (also plus 15 im Vergleich zum letzten GTI) starken 2-Liter-Turbobenziner unter der Haube, der ein maximales Drehmoment von 370 Newtonmetern freisetzt und entweder an ein manuelles Sechs-Gang-Getriebe oder ein siebenstufiges Doppelkupplungsgetriebe gekoppelt ist. Fahrleistungen sind aus Wolfsburg derweil noch nicht zu vernehmen. Bemerkenswert: keine Elektrifizierung, nicht einmal Mild-Hybrid.

Dieses Kapitel überlässt man dem Golf GTE. Mit einer Systemleistung von 245 PS ist der Plug-in-Hybrid auf dem Niveau des GTI angekommen, mit einem Drehmoment von bis zu 400 Newtonmetern steckt er ihn sogar in die Tasche.

Das Gehirn hinter dem Fahrgefühl des Kultkompakten bildet der neue  „Fahrdynamikmanager“. Er koordiniert das neu abgestimmte Fahrwerk (optional auch mit regelbaren Dämpfern), die elektrische Vorderachsquersperre und die unterschiedlichen Fahrmodi. Das für Fronttriebler typische Untersteuern soll praktisch abgestellt worden sein, frohlocken die Techniker. Wir werden sehen. Oder besser gesagt: Es spüren.

Sieht man von den nach wie vor karierten Sitzstoffen ab, hat man das GTI-Feeling im Innenraum weitestgehend digitalisiert: Beim Öffnen der Türen pulsiert die Starttaste rot, bis der Motor gestartet wird und die digitalen Anzeigen hochfahren. Wer die spezielle Optik anwählt, sieht die digitalen Armaturen im GTI-Design mit Drehzahlmesser in der Mitte. Statt einem schlanken Dreispeichen-Lenkrad ist das belederte Steuer von Touchflächen besetzt, die diverse Funktionen ansteuern, und einer Taste für den Fahrassistenten, der einen bis zu einem Tempo von 210 km/h teilautonom pilotiert.

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