Das Raunen der Audi-Welt war nicht zu überhören. Ein Audi mit dem S im Namen, normalerweise immer ein Garant für Sportlichkeit und Leistung, bekommt seit 28 Jahren erstmals einen Diesel unter die Haube gepackt. Schluss also mit Hochdrehzahl, dicken Turbos oder Kompressoren, ach wie konnten die in Ingolstadt nur! Was genau ist also passiert?

Audi S6 und S7 – bislang mit einem Achtzylinder-Biturbo bestückt, bekommen stattdessen den V6-TDI aus dem SQ7 verpasst. Das heißt in nackten Fakten ausgedrückt: drei statt vier Liter Hubraum. Eben zwei Zylinder weniger und statt 420 „nur mehr“ 349 (der S5 gar nur 347) PS. Die Welt steht nicht mehr lang, oder? Mitnichten, denn natürlich gibt es auch hier zwei Seiten der Medaille.

Zum einen ist in Zeiten des ehrlichen WLTP-Zyklus eine überbordende Motorenvielfalt einfach nicht mehr finanzierbar. Dazu kommt, dass sich Modelle wie die S-Audis nur in sehr überschaubaren Stückzahlen verkaufen, die rechnerische Seite dieser Nischenmodelle war immer schon eine Gratwanderung. Ja und obendrauf kommt dann auch noch die Tatsache, dass in Wahrheit eh jeder noch viel lieber einen RS haben würde. Wenn schon Benziner, dann gleich das volle Programm, insofern ist es Audi nicht zu verübeln, S5, S6 und S7 eine neue Rolle zuzuteilen: weg Alltagssportler zum mächtigen Langstreckenathleten. Und es ist ja nicht so, dass das Duo irgendeinen Selbstzünder bekommen hätte.

Schließlich setzt den 3-Liter-V6 in der S-Konfiguration nicht nur der klassische Abgasturbolader unter Druck. Zusätzlich schaufelt ein über das 42-Volt-Bordnetz elektrisch betriebener Lader schon bei Standgas mächtig Frischluft in die Brennräume, und das sorgt natürlich für fast schon unglaubwürdige Drehmomentwerte.

700 Newtonmeter stehen schon bei 2500 Umdrehungen zur Verfügung, und daran ändert sich auch bis 4000 nicht sonderlich viel. Dieser Kraftberg sorgt auch dafür, dass die fehlenden 80 PS beim Beschleunigen nicht sonderlich auffallen. 5 Sekunden lässt sich der S7 für den Sprint auf 100 kkm/h Zeit – gerade einmal 0,2 mehr als die alte Variante, die aber drei Liter mehr Sprit konsumierte.

Mit 6,2 Litern kommen die neuen S-aubermänner nämlich aus, und das wollen wir jetzt einmal so stehen lassen. Schließlich wurde dieser Wert schon nach dem ehrlichen WLTP ermittelt. Und nicht so die Werte der Vorgänger nach NEFZ. Sind das also sogar die besten S-Modelle aller Zeiten? Man traut es sich ja gar nicht laut sagen, bevor wieder ein Raunen durch die sozialen Medien geht.

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