Wie einen Rockstar hat Audi sein erstes E-Auto mit Präsentationen rund um den Globus gefeiert. Von der Weltpremiere in San Francisco über den legendären Berg Pikes Peak, in Namibia und jetzt mit den ersten, längeren Fahrtests in Abu Dhabi. 20.000 Vorbestellungen hat man bisher verbucht. Während die rechtlichen Nachbeben des Dieselskandals Audi nach wie vor erreichen und sich ein Umbruch ankündigt (20 E-Modelle in den nächsten Jahren, bis zum langen Q2), sind das Zwischentöne, die der Konzern gerne vernimmt.

Aber wie fährt sich ein Auto, das den Umbruch anstoßen soll? Die Ingolstädter haben dem Elektro-SUV mit den E-Motoren an Vorderachse und Hinterachse (408 PS) einen Grundcharakter geschenkt, der in einem wesentlichen Kernbereich für ein E-Auto überrascht: in der Rekuperation (Energierückgewinnung/Schubbetrieb). Selbst die stärkste Rekuperationsstufe -auch über Schaltpaddles steuerbar, vom Segelbetrieb bis zur maximalen Verzögerung von 0,3 g - arbeitet dezent.

Das von E-Autos-Jüngern oft zitierte besondere Fahrerlebnis mit nur einem (Gas-)Pedal wurde nicht priorisiert. Bei Audi erklärt man das so: 90 Prozent alle Bremsmanöver seien ebenso mit der dritten Rekuperationsstufe möglich, man habe mehr Gehirnschmalz in die Bremsenabstimmung/Elektronik gesteckt. So sei man ganz nahe am Fahrgefühl eines mit einem Verbrennungsmotor betriebenen Audi. Die Wurzeln wollte man auch bei einem E-Auto nicht verlieren.

Ein weiterer wichtiger Faktor beeinflusst das Fahrverhalten: das Gewicht. Dieses SUV wiegt 2,5 Tonnen - und auch wenn das 700 Kilogramm schwere Batteriepaket tief im Wagenboden verbaut ist, hat man diese Masse erst einmal zu bändigen. Im Normalbetrieb untersteuert der Audi auf der sicheren Seite, in mehreren Fahrmodi kann man die Charakteristik differenzieren, sogar das ESP ist abschaltbar.

Die Lenkung wird etwa im Dynamic-Modus spürbar griffiger, der ganze e-tron wirkt dann härter, aber auch standfester. Die SUV-typische Wank-Versuchung hat man mit der serienmäßig ausgelieferten Luftfederung, über die man das Fahrzeug-Niveau heben/senken kann, bekämpft. Der Allrad kann übrigens auch heckbetont, der Fahrspaß muss sich nicht kasteien.

Ein ausgeklügeltes Kühl-Wärmesystem hält die Batterie im optimalen Temperaturfenster, auch mehrmalige Sprints (0 auf 100 km/h 5,7 Sekunden) arbeiten die Zellen souverän weg. Beim Verbrauch muss man aber wissen: Das kostet Batteriesaft, genauso wie ein Tempo jenseits der 130 km/h. Audi gibt Reichweiten über 400 Kilometer an. Stark: die hohe Ladeleistung und das gesamte Package des e-tron - mit exzellentem Raumangebot und dem ebenso exzellenten Bedienkonzept samt den Bildschirmen.

Mehr zum Thema