Nicht nur uns ist ein Stein vom Herzen gefallen, als die ersten Bilder des neuen Jimny kursierten. Suzuki hat der Versuchung widerstanden, die Ecken und Kanten seiner kleinen Kraxel-Ikone zu glätten oder gar einen weichgespülten Softroader aus ihm zu machen. Davon gibt es nun wirklich schon genügend auf dem Markt. Und der Mut zahlt sich aus: Nicht nur das ausgelaufene Modell war bereits im Februar dieses Jahres vergriffen, auch die 750 Stück des neuen, die 2018 noch nach Österreich kommen, sind ausverkauft.

Nein, der Jimny ist seiner Bestimmung als trittsicherer Bergführer und kompetentes Arbeitstierchen treu geblieben. Zuschaltbarer Allradantrieb mit Geländeuntersetzung, Leiterrahmen und Starrachsen vorne wie hinten sind Ehrensache. Wobei man zur Ehrenrettung des kleinen Vierkants in einem Atemzug sofort sagen muss: So gut ist auf der Straße vorher noch keiner seiner Vorgänger gefahren.

Ein bisschen rustikal fühlt er sich weiterhin an, die Lenkung ist gewöhnungsbedürftig, aber der Federungskomfort passt und mit einer Höchstgeschwindigkeit von 145 km/h schlägt sich der Kasten auch auf der Autobahn wacker. Dort würde man sich allerdings einen sechsten Gang für das Getriebe mit dem knorrigen Schaltknauf wünschen, mit dem man nach ein paar ungeschickten Manövern ewige Freundschaft schließt (zudem ist eine vierstufige Automatik im Programm). Genauso wie mit dem Saugbenziner mit 1,5 Litern Hubraum, der ein fröhliches Kerlchen ist und für den Jimny mit seinen 102 PS neue Leistungsdimensionen erringt: eine dreistellige Anzahl. Und falls die Frage aufkommt: Diesel ist überhaupt kein Thema, eher schon Elektrifizierung.

Windgeräusche sind bei den vielen Kanten freilich serienmäßig, aber nehmen wir für die daraus resultierende ausgezeichnete Rundumsicht gerne in Kauf. Und vor allem für die coole Optik: Wie eine Micro-G-Klasse kommt der Kraxler daher, trägt reichlich Schutzbeplankung, die Heckklappe seitlich angeschlagen und darauf das Reserverad. Von dort bis zum wuchtigen vorderen Stoßfänger misst das Waidmännchen gerade einmal 3,6 Meter. Ja, mit diesen Qualitäten wird der Jimny sicher auch im städtischen Revier wildern und Kunden haben, die live nie erfahren, was er im Gelände auf dem Kasten hat und sich vor lauter Schrägfahren am martialischen Griff anhalten, der auf dem Armaturenbrett prangt.

Also den Allrad mit dem kleinen Hebel einlegen und schon wühlt sich der Knirps mit einer Selbstverständlichkeit durch Geröll und Matsch, die eine Freude ist. Und dabei haben wir die Untersetzung noch gar nicht aktiviert. Die Schräglage könnten wir wenn's wär am geradlinigen Cockpit ablesen, in dem sich auch noch nette Details wie angedeutete Schraubenköpfe ausgegangen sind. Manch einer wird sich darüber mokieren, dass der verwendete Kunststoff nicht edelster Abstammung ist, aber dafür ist er kratzfest und hält etwas aus. Die fleißigen Herren vom Winterdienst, die bei Schneefall ihre Jimnys satteln und mit dem Pflug die Straßen räumen, wird es freuen zu lesen, dass die Tasten und Schalter so dimensioniert werden, dass man sie selbst mit Arbeitshandschuhen bedienen kann.

Und wenn wir schon beim Nutzwert sind: Für das Durchsteigen in die zweite Sitzreihe schadet es nicht, wenn man die Fähigkeiten eines Schlangenmenschen hat. Aber wenn man sich erst einmal einfädelt hat, hat man es hinten durchaus bequem. Das Gepäckabteil lässt sich durch Umklappen der Rücksitze auf 377 Liter Ladevolumen erweitern. Das sind 53 Liter mehr als beim Vorgänger.

Aber natürlich muss auch eine Ikone heutzutage voll vernetzt sein: Das Smartphone wird in höheren Ausstattungslinien per Bluetooth ins Fahrzeug eingebunden und lässt sich über einen 7-Zoll-Touchscreen bedienen. Auch Tricks wie selbstständiges Notbremsen bei einem drohenden Aufprall, das Warnen beim unbeabsichtigten Verlassen der Spur, das automatische Wechseln zwischen Abblend- und Fernlicht und Verkehrszeichenerkennen hat der Jimny gelernt. Weil: Der Wald ist nicht genug.

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