Ein alter Mercedes SL, ein Ferrari California und ein halbes Dutzend Tesla Model X oder Model S - auf dem Parkplatz des Restaurants Nobu in Malibu trifft sich die Haute Voiture von Los Angeles. Doch diesmal hat dafür niemand einen Blick. Sondern hier und heute starrt alles auf ein Auto, das es noch gar nicht gibt: den Mission E Cross Turismo.

Ein Crossover an der Nahtstelle von Kombi, Coupé und SUV, der nach der für Ende 2019 avisierten Sportlimousine zum zweiten Meilenstein auf dem Weg in die elektrische Porsche-Zukunft werden könnte. Dafür gibt es kaum einen besseren Platz als das Küstengebirge rund um Los Angeles. Hier, wo es in manchen Straßenzügen mittlerweile mehr Tesla gibt als Toyota, muss man E-Mobilität zwar nicht mehr erklären. Und wer einmal mit einem Akku-Auto durch den Topanga Canyon oder über den Mulholland Drive gefahren ist, der weiß, wie segensreich das gewaltige Leistungs- und Drehmomentniveau eines Elektroautos ist.

Erst recht, wenn auf der Haube ein Porsche-Wappen klebt: Zwei Motoren mit zusammen über 600 PS garantieren einen Sprint von 0 auf 100 in weniger als 3,5 Sekunden. Die Studie fräst sich dabei handlich und leichtfüßig durch die Kurven: Scharf und präzise schneidet der Cross Turismo entlang der Ideallinie und vor allem ungeheuer schnell. Es dauert wenige Minuten, dann fühlt man sich der variablen Kraftverteilung zwischen den Achsen, der Allradlenkung und dem spontanen Antritt sei Dank eher wie in einem Elfer als im Panamera - dabei misst das Showcar fast fünf Meter und wiegt mehr als zwei Tonnen. Kein Wunder, dass man wie im Rausch durch die Canyons rast und gar nicht mehr rausmöchte aus dem Karussell voller Kurven und Kuppen.

Im Wagenboden steckt ein Akku von runden 90 kW/h Kapazität, der auf dem Prüfstand für mehr als 500 Kilometer reichen soll und selbst bei dieser Fahrweise locker 300 Kilometer hergeben dürfte. Und falls er doch irgendwann leer ist, kann man ihn zumindest in der Theorie mit der richtigen Power binnen 15 Minuten wieder aufladen. Doch so vertraut sich der Cross Turismo auch nach Porsche anfühlt, so fremd wirkt er zugleich. Denn es fehlt der Sound. „Power of Silence“ nennt sich diese Sinneserfahrung, die dem Beamen näher ist als dem eigentlichen Fahren.

Alles, was im Cross Turismo zu steuern und zu regeln ist, erledigt man über Sensorfelder und Touchscreens, und alles, was einem das Auto mitzuteilen hat, erscheint auf den drei Bildschirmen hinter dem Lenkrad, in der Mittelkonsole und vor dem Beifahrer. Links vom Lenkrad gibt es kein Zündschloss mehr, sondern den Startknopf.

Wenn Porsche über die Zukunft der Studie Cross Turismo spricht, nutzt man noch oft den Konjunktiv. Doch so richtig zweifeln mag man trotzdem nicht an der Serienfreigabe. Höchste Zeit also, dass sie bei Nobu in Malibu Platz machen auf dem Parkplatz und ein paar weitere Ladesäulen aufstellen.

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