Die spanischsprechende Welt (und die ist nun wirklich nicht klein) war beleidigt. Und das zu Recht. Da bringt Mitsubishi einen Geländewagen auf den Markt, der fast überall hin kommt, jede Menge Platz bietet, fast unzerstörbar ist, dennoch aber nicht die Welt kostet – und dann geben ihm die Japaner einen Namen, der in der iberischen Vulgärsprache einen Menschen bezeichnet, der, sagen wir es so, gerne selbst Hand anlegt. Jedenfalls ein übles Schimpfwort, weshalb der Geländewagen in spanischsprechenden Ländern und in Nordamerika schließlich als Montero firmierte. In Großbritannien übrigens als Shogun. Aber sonst machte sich der Mitsubishi rund um den Globus als Pajero einen Namen.

35 Jahre ist es nun schon her, dass die Offroad-Ikone die internationale Bühne mit diesem Fauxpas betrat. Der Pajero war aber nicht einfach nur ein Kraxelkönig. Der Alleskönner aus der japanischen Präfektur Gifu griff 1982 als einer der Ersten die Idee auf, doch auch ein wenig Luxus und Ausstattung in das Segment zu bringen. Und mehr noch: Von Anfang an gab es ihn mit kurzem Radstand mit dem so genannten „Canvas Top“, eine abnehmbare Verdeckmütze, die aus dem Allradler ruckzuck einen hinten offenen Freizeitglüher machte.

In Österreich gelangten die ersten Exemplare 1983 mit 103 Benzin- oder 84 Diesel-PS auf den Markt und abgesehen von den knapp 1,5 Tonnen Anhängelast wussten die Konkurrenten spätestens bei der Ausstattung, dass die Zeiten von nun an wohl ein wenig härter werden würden. Servolenkung, Doppelquerlenker-Aufhängung vorne und sogar innenbelüftete Scheibenbremsen zählten zum Standard-Repertoire und der durchschlagende Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Wie dieser aussah, war aber die eigentliche Sensation. Der große Mitsubishi wurde zum echten Kosmopoliten. Es gibt nur wenige Fahrzeuge, von denen man ausgehen kann, dass sie zum Straßenbild gehören, egal wo man auf dieserm Globus auch hinreisen mag. Ein echter Kumpeltyp, der mit einem durch Dickicht und Dünn fährt, und einen immer sicher nach Hause bringt.

Kein Wunder, dass der Pajero schnell zu Ikone aufstieg, und selbst bei Einsätzen bei der Rallye Paris-Dakar brillierte. Von 1985 bis 2007 zählte das Kantholz aus Gifu zum Starterfeld und konnte insgesamt zwölf Siege einfahren. Sieben davon sogar in Folge, bis heute ein einsamer Rekord.

Die Erben des Erfolgs

Kein Wunder also, dass die zweite Generation 1900 fundamental einschlug. Das Thema Luxus und Leistung war endgültig in der 4x4-Welt angekommen und Mitsubishi untermauerte das mit einem V6-Benziner mit drei Litern Hubraum und 203 PS. Dass Stock und Stein aber nach wie vor keine echte Herausforderung für ihn darstellten, dafür sorgte ein für damalige Verhältnisse aufwändiger Antriebsstrang namens "Super Select 4WD - Multi Mode 4 Wheel Drive." Je nach Untergrund gab es die Wahlmöglichkeit zwischen reinem Heckantrieb, Allradantrieb, Allrad mit gesperrtem Mitteldifferenzial oder gesperrtem Allradantrieb inklusive Geländeuntersetzung und einem zusätzlich sperrbarem Hinterachsdifferenzial.

Unglaubliche Jahre der Marke mit den drei Diamanten im Logo, die sich anno 2000 selber mit einer zweiten Pajero-Baureihe krönen wollten – dieses Mal aber nicht punktgenau den Nerv der Zeit trafen. Der Pajero Pinin galt als kleiner, leichter Softroader, der mit seiner Nicht-Fisch-nicht-Fleisch-Auslegung vor der großen SUV-Welle am Markt vorbeischrammte. Es dämmerte im Land der aufgehenden Sonne und auch der ehemalige Vorzeige-Kletterer, ab 2000 in dritter Generation auf dem Markt, konnte nicht mehr an die alten Erfolge anknüpfen. Dass es seit 2007 eine vierte Generation gibt, ging im SUV-Boom fast völlig unter und so verwundert es nur wenig, dass Mitsubishi nach 35 Jahren die letzte Runde einläutet, ehe die weiter verschärften Abgasnormen im Herbst für die großen Motoren das endgültige Aus bedeuten.

Salut mit einem Sondermodell

Sie tun das aber nicht klamm und heimlich, sondern stilecht mit einem Sondermodell: Die „Final Edition“ wird nach wie vor von dem 3,2 Liter großen und 190 PS starken Turbodiesel angetrieben, der seine Kraft an eine Fünfgang-Wandlerautomatik weitergibt. Dank des aufwändigen „Super Select“-Allradantriebs kommt auch dieser Pajero problemlos durchs Gelände. Bis zu 3,5 Tonnen kann er an den Haken nehmen (bei kurzem Radstand 2,8 Tonnen), dazu gibt es ab Werk praktisch die komplette Ausstattungsliste gleich mit dazu. Und der Preis? Der liegt bei überschaubaren 40.990 Euro. Nicht viel für eine echte Ikone. Sayonara, Pajerosan, es waren tolle Jahre. Wir werden Dich nicht vergessen.

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