Die dritte Generation des Bentley Continental GT sieht schon fast unverschämt gut aus für einen britischen Gentleman. Obwohl der 2+2 optisch wesentlich mehr Muskeln auf der Aluminiumkarosserie zur Schau trägt, hat er im Vergleich zum Vorgänger um mehr als 80 Kilogramm abgespeckt. Vor allem aber haben die Briten die Proportionen des Grand Tourismo (kürzere Überhänge vorne, längerer Radstand) und damit auch gleich die Gewichtsverteilung zurechtgerückt.

Das Resultat spürt man auf jedem Meter – erstaunlich, wie leichtfüßig sich der 2,2-Tonner über kurvige Bergstraßen bugsieren lässt. Das 48-Volt-Bordnetz speist die Fahrwerksregelung, die im Bunde mit Luftfederung und den verstellbaren Dämpfern Unpässlichkeiten auf dem Asphalt kontert. Der Allradantrieb ist hecklastig abgestimmt und treibt bevorzugt die hinteren der bis zu 22 Zoll großen Räder an.

Downsizing hin oder her – unter der langen Motorhaube spielt die Musik. Wenn auch phasenweise kaum wahrnehmbar. Das Herz des Continental GT ist eine weiterentwickelte Version des angestammten W12-Benziners mit sechs Litern Hubraum und zwei Turboladern. Auf den Verbrauch schaut eine Zylinderabschaltung, die sechs Brennräume ruhig stellt, wenn wenig Leistung abgerufen wird. Eine Wachablöse, die sich inkognito vollzieht. Auch der doppelt aufgeladene 4-Liter-V8 und der Plug-in-Hybrid-Antriebsstrang rund um den ebenso neuen V6-Benziner werden wohl in absehbarer Zeit ebenfalls in den Dienst Ihrer Majestät treten.

Aber wieder zurück zum Zwölfzylinder: Erstmals ist das Triebwerk an ein Doppelkupplungsgetriebe mit acht Gängen gekoppelt, dem die Briten zwar beste Umgangsformen antrainiert haben, das aber nicht in jeder Lebenslage die feine englische Art ist. Es verwaltet 635 PS und 900 Newtonmeter maximales Drehmoment, die den Continental GT in 3,7 Sekunden von 0 auf 100 km/h katapultieren – weshalb auch eine Launch-Control an Bord ist.

Aber genauso wie die Höchstgeschwindigkeit von standesgemäßen 333 km/h auszutesten, nimmt man davon lieber Abstand, wenn einen das Wesen des Continental GT einmal eingenommen hat. Leder, Holz (mehr als 10 m² in jedem Auto) und Chrom sind im Innenraum gewohnt meisterhaft von Hand verarbeitet. 712 Stiche stecken alleine in einer Raute der neuen Steppung des feinen Gestühls, Musik erklingt je nach Soundsystem aus 10 bis 18 Lautsprechern.

Erstmals stellt der Continental GT die wichtigsten Informationen in Form von volldigitalen Instrumenten dar, die eine Spende der Konzerngeschwister ist. Und weil so ein zentraler Touchscreen, egal wie hochauflösend, in so einem feinen Ambiente noch immer nicht ganz angekommen wirkt, lässt sich der 12,2-Zoll-Bildschirm auch einklappen. Aber nicht nur das: Eine der beiden Rückseiten ist in der Furnier des Armaturenbretts ausgeführt, die andere trägt stolz drei analoge Instrumente: Thermometer, Kompass und Chronometer. So lassen wir uns den Spagat zwischen analog und digital gerne gefallen.

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