Was die Modellpolitik angeht, war Volkswagen nie für seine Experimentierfreude bekannt. Lieber die anderen den Weg ebnen lassen - und wenn ein Konzept aufgeht, das Feld von hinten aufrollen - so lautet die Devise in Wolfsburg. Aber bekanntlich bestätigen Ausnahmen die Regel. 1989 enthüllte VW auf dem Genfer Autosalon eine auf offroad getrimmte Studie namens Golf Montana. Was nicht mehr als eine Fingerübung hätte sein sollen, führte zu reihenweise Blindbestellungen, die bei den Händlern eingingen.

Das Kraxeln lernte der Country bei Steyr-Daimler-Puch in Graz
Das Kraxeln lernte der Country bei Steyr-Daimler-Puch in Graz © VOLKSWAGEN

Also begann man, über eine Serienfertigung nachzugrübeln, und holte dafür die Allradspezialisten von Steyr-Daimler-Puch ins Boot. Die bekamen ab Mai 1990 komplett vormontierte Golf CL Syncro nach Graz geliefert und rüsteten sie dort zum Country auf. Dafür wurde die Karosserie mittels Leiterrahmen um 120 mm höher gelegt, der Motor tiefer versetzt. Die Front bekam den charakteristischen Rammbügel mit Unterfahrschutz verpasst, das Heck den anklappbaren Reserveradhalter für den richtigen Oberförsterlook.

Für nur eineinhalb Jahre Bauzeit entstand eine erstaunliche Vielfalt an Sondermodellen und Spezialumbauten, darunter eine auf 50 Stück limitierte Serie exklusiv für VW-Mitarbeiter. Global betrachtet war der Country mit 7735 Einheiten ein Flop - aber gleichzeitig ein Pionier. Und dessen Weg ist steinig.

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