Lotus-Gründer Colin Chapman verstand es nicht nur, Sportwagen, sondern auch seine Firma stets am Rande des Ruins auszubalancieren. Irgendwie ging es sich zwar immer aus, aber Mitte der 1970er-Jahre war Feuer am Dach: Der erste selbst entwickelte Motor mit 16 Ventilen riss ein klaffendes Loch in die dünne Finanzdecke. Noch schlimmer: Die bestehenden Modelle waren allesamt zu klein. Es war also höchste Zeit für einen echten Hingucker, und der kam 1976 in der Keilform des Esprit.

Mit leichter GFK-Karosserie bestückt, passte der Mittelmotor-Urkeil perfekt in das knallige Jahrzehnt - und das musste man entsprechend bewerben. Was macht man als cleverer Marketingmensch also? Man parkt einen Esprit direkt vor dem Büro von Eon Productions, die gerade am neuen James-Bond-Film feilten. Welchen Dienstwagen 007 bekommen soll? Ein Blick aus dem Fenster genügte: Warum nicht einen Lotus?

So ging Roger Moore in „Der Spion, der mich liebte“ mit einem weißen Esprit mit U-Boot-Umbau auf Tauchstation, jagte in „In tödlicher Mission“ einen in die Luft, um mit dem nächsten Lotus gleich zum Skifahren nach St. Moritz zu düsen. Spätestens als der V8-Motor mit 354 PS dem Esprit 1996 zu brachialen Fahrleistungen verhalf, war klar, dass dieser Lotus Colin Chapmans Balanceakt zwischen Genie und Wahnsinn um nichts nachstand.

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