Um die Unkenrufe gleich vorwegzunehmen: Ja, der Seat 600 war natürlich nichts anderes als ein „Beute-Fiat“, den die Spanier in ihrem Werk in der Zona Franca in Barcelona in Lizenz bauten. Technisch also keine Meisterleistung. Aber: ein kleines Auto mit großer Wirkung für die Iberische Halbinsel.

So viel zur damaligen Situation: Zu seinem Marktstart 1957 war Seat ein Staatsunternehmen und steckte als Marke mit gerade einmal sieben Jahren noch in den Kinderschuhen. Die Franko-Diktatur schützte den Markt mit hohen Importzöllen vor Fahrzeugen aus dem Ausland. Das Ergebnis: Die meisten Spanier hatten kein Auto - aber das sollte sich jetzt schlagartig ändern.

Der eingebürgerte Italiener schlug bei den Kunden ein wie eine Bombe und mauserte sich zu einem gesamtgesellschaftlichen Phänomen. Zum VW Käfer Spaniens quasi - schließlich hatte auch der 600er einen Heckmotor. Der kleine Seat war ein solcher Erfolg, dass sein Produktionsvolumen 1958 um das Sechsfache aufgestockt werden musste.

Die Version mit großem Faltdach trug den Namen „Descapotable“
Die Version mit großem Faltdach trug den Namen „Descapotable“ © SEAT

Für viele Familien aus dem Mittelstand erfüllte sich zum Preis von 70.000 Peseten der Traum vom eigenen Auto, das als Limousine mit zwei und vier Türen, mit Faltschiebedach oder als Gütertransporter zu haben war.

Der Seat 600 wurde bis 1973 produziert und insgesamt knapp 800.000 Mal verkauft. Olé!

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