Im März 2013 war Karl-Thomas Neumann bei Opel angetreten, um die marode deutsche Traditionsmarke wieder in die Spur zu bekommen. Und fast wäre sein ehrgeiziges Vorhaben 2016 auch geglückt, hätte ihm auf der Zielgeraden nicht der Brexit die Bilanz verhagelt. Doch eine weitere Chance bekam der passionierte Marathon-Läufer nicht: die US-Konzernmutter General Motors zog endgültig den Stecker und verkaufte im Frühjahr 2017 Opel für 1,3 Milliarden Euro an den französischen PSA-Konzern. Damit waren auch die Tage des Vorstandschefs gezählt. Weil Neumann nicht der Befehlsempfänger des selbstbewussten Peugeot-Chefs Carlos Tavares sein wollte, warf er im Juni 2017 das Handtuch, sein Finanzchef Michael Lohscheller übernahm bei den Rüsselsheimern.

Dann wurde es ruhig um Neumann. Gemunkelt wurde über eine Rückkehr nach China, wo er früher die Geschäfte von Volkswagen geführt hatte, auch als Edel-Reservist bei Audi wurde er genannt. Jetzt aber steht fest, wohin es den Elite-Techniker verschlagen hat: Der heute 57-Jährige heuerte beim kalifornischen Elektromobilitäts-Start-up Evelozcity an, das 2021 loslegen will. Hinter der Firma, die in Los Angeles ihren Sitz hat, stehen mit Stefan Krause, dem ehemaligen Finanz- und Vertriebsvorstand von BMW, und seinem Partner Ulrich Kranz zwei Branchenprofis. Neumann soll die Strategie der vernetzten Mobilitätskonzepte verantworten, aber auch das Marketing leiten und den europäischen Markt aufbauen.

Vorerst plant Evelozcity drei Elektroautos für Großstadtkunden. Der erste Stromer im Handel wird 2021 ein Lifestylemodell mit einer Reichweite von bis zu 400 Kilometern sein, dann sollen ein Lieferwagen und ein Modell, das für Carsharing- und später auch für Robotaxiflotten konzipiert ist, folgen. Die Produktion erledigt ein Auftragsfertiger, mit ziemlicher Sicherheit werden die Autos in China gebaut werden.

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