Die Weltpremiere des neuen Q8 in Shenzhen, China, hatte den Charakter eines Popkonzerts: MTV-Award-Gewinnerin Daya besang den Neuen in der Audi-Modellpalette, die Licht- und Lasershow heizte die Stimmung an. Mittendrin: Marc Lichte, seit 2014 Audi-Chefdesigner. Der passionierte Segler, der selbst die kleinsten Details (Windmessanlage, Bugstrahlruder etc.) an seinem Boot selbst designt, musste für Selfies genauso herhalten wie für Interviews. Allein schon wegen seiner Körpergröße ist der gebürtige Deutsche in China eine Erscheinung. „Ich sage ja sonst schon immer, ich liebe meinen Job. Aber das hier, die Präsentation des Q8, ist schon ein Highlight“, lacht er, um gleich noch draufzusetzen: „Eigentlich bin ich schon weiter, das Auto habe ich bereits vor drei Jahren begonnen.“

Lichte ist in einer schwierigen Zeit zu Audi gekommen. Er muss das Design der Marke neu definieren, die Modelle stärker differenzieren, ohne die Kunden zu verschrecken. Er soll einen Weltgeschmack finden, während China, der wichtigste Markt für Audi, völlig anders tickt als die USA oder Europa. „Klar mögen Chinesen eher expressionistisches Design. Aber ich behaupte, man kann heute keine Weltgrenzen mehr festlegen. Deshalb haben wir weltweit digitale Designstudios, auch in Peking.“ Weil sich hier die Gesellschaft so schnell verändert wie nirgendwo anders. „Auch Audi ist immer einen eigenen Weg gegangen“, betont Lichte. Der Ur-Quattro mit seiner „markanten trapezförmigen Säule“ und der TT der ersten Generation mit dem „extrem flachen Dach“ hätten ihn beeinflusst, sagte er einmal.

Segeln gehört bei Lichte schon seit Kindheitstagen zu seinem Leben. Irgendwie wurde er zu einem Wanderer zwischen Segel- und Autowelt. Wenn ihm in der Schule langweilig war, zeichnete er „auf die linke Seite von Büchern Autos und auf die rechte Segeljachten“. Sogar für seinen Jobeintritt als Autodesigner war das Segeln verantwortlich: Bei einem Designwettbewerb waren 25.000 Mark (rund 12.782 Euro) zu gewinnen. Das Geld wollte er unbedingt, um ein Segelboot zu kaufen. Ein ganzes Jahr arbeitete er am Konzept, als Juroren waren Designer wichtiger Automobilmarken anwesend. Er gewann und segelte nicht nur mit einem neuen Boot, sondern auch in die Autobranche.

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