Die Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas hat sich in den letzten Jahren immer mehr zum großen Spielplatz von automobilen Start-ups gemausert, die auf dem Gebiet der Elektromobilität groß auf die mediale Pauke hauen wollen. Den Anspruch, die Welt der Mobilität grundlegend verändern zu wollen, hat auch Byton.

Wie einige andere Newcomer vertraut die Marke auf Geldquellen aus China (als Tochtergesellschaft der Future Mobility Corp spülte die erste Investitionsrunde 240 Millionen Dollar in die Kassen von Byton), setzen auf Ex-Führungskräfte von Apple, Google, Tesla und BMW. Ja und natürlich hat man erst kürzlich eine schicke Niederlassung im Silicon Valley eröffnet, neben Forschungseinrichtungen in Nanjing, Hong Kong und München. In dieser Branche muss man einfach in diesem beschaulichen kalifornischen Örtchen vertreten sein, verlautbart eine Presseaussendung. Schließlich tummeln sich dort die kreativsten Köpfe. Und von denen benötigt Byton (steht übrigens für „Bytes on Wheels“) in nächster Zeit mehr als genug.

Schließlich wollen sie nicht einfach nur ein Elektroauto bauen. Nein, hier geht es um tiefgreifendere Änderungen in der Art und Weise, als was wir ein Auto sehen. Geschäftsführer Daniel Kirchert, vormals für BMW in China tätig und danach Chef von Nissan-Tochter Infiniti, sieht grobe Umwälzungen auf uns zukommen: „Die Autoindustrie steuert auf einen großen Wendepunkt hin. Wir glauben daran, dass Leistungsfähigkeit künftig über Konnektivität definiert wird, und besseres Fahren wird zu besserem Leben. Byton möchte Leuten, die unterwegs sind, eine schöne Zeit bieten.“ Was genau damit gemeint ist? Die Freude am Fahren hat ausgedient. Die Interaktion des Fahrers mit seinen Insassen und natürlich auch allen möglichen außerhalb des eigenen Vehikels soll immer wichtiger werden.

Ein Auto von Byton ist also eine Art erweiterter Lebensraum oder wie Vorstandsvorsitzender Carsten Breitfeld, vormals Entwicklungsleiter bei BMW für E–Mobilität, es formuliert: „Es handelt sich um drei Produkte: Ein smarter Internetzugang, ein komfortables Wohnzimmer, und natürlich ein Elektromobil. Ein ähnlicher Sprung in der Mobilität wie damals, als das Smartphone das Handy abgelöst hat.“

Entsprechend wenig gibt es daher von dem ersten Modell aus dem Hause Byton also zu erfahren, was die Daten der klassischen Autodisziplinen betrifft. Ein Mittelklasse-SUV soll es werden, Platz für fünf bis voraussichtlich sieben Personen bieten, je nach Version 350 oder 500 Kilometer Reichweite haben. Dafür steht jetzt schon fest, was alles zur Verfügung steht, um die Fahrt so kurzweilig wie möglich zu gestalten. Dazu kommt ein interessant gestalteter Innenraum zum Zug: Über die gesamte Breite des Armaturenbretts erstreckt sich ein 125 Zentimeter breiter Touchscreen, auf dem alles, was während der Fahrt für alle von Bedeutung sein kann, angezeigt wird.

Von Navigation über Musik, Filme, Smartphone-Inhalte natürlich und maßgeschneiderte Apps ist vieles denkbar, und gesteuert kann alles neben der Eingabe über den Zeigefinger auch über das sogenannte „Touch Wheel“ werden, dem ehemaligen Lenkrad (gefahren wird natürlich in erster Linie autonom) mit einem im Pralltopf integrierten Touchscreen. Wie nahe die Studie an der Realität wirklich ist, sei dahin gestellt. Immerhin gelten Sicherheitsvorschriften wie zum Beispiel Frontairbags auch für kreative Newcomer wie Byton. Doch es zeigt schön, wie ernst es die Jungs und Mädels aus Kalifornien mit ihrer Idee des rollenden Wohnzimmers wirklich meinen.

Da kommt das grundsätzliche Layout eines Elektromobils – ganz ohne Mitteltunnel – natürlich sehr entgegen, da es einen besonders geräumigen Innenraum ermöglicht. Und weil man ja keine Luftschlösser baut, sondern lieber Nägel mit Köpfen macht, gibt es auch schon einen Fahrplan, wann die Serienproduktion starten soll. Den Anfang macht besagtes SUV bereits Ende 2019 - auch in Europa. Zwei weitere Modelle, eine Limousine und ein Van, die auf der gleichen Plattform aufbauen, starten 2021 sowie 2022. Und während die Technik aus München und das Design sowie die Software aus dem Silicon Valley stammen, wird die Fertigung in der chinesischen Provinz Jiangsu, in einem eigens errichteten Industriepark für Elektromobilität passieren. Mehr als elf Millionen Yuan sollen investiert werden, mit einer Kapazität von 300.000 Fahrzeugen pro Jahr.

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