Volkswagen gab es schon viele Jahre vor dem Volkswagen: Herr und Frau Österreicher zum Beispiel wollten ab dem 6. März 1936 ein Baby. Und zwar das von Steyr.

Konstrukteur Karl Jenschke und sein Team stellten in nur 14 Monaten einen Kleinwagen modernen Zuschnitts auf die Räder: mit stromlinienförmiger, selbsttragender Karosserie, wassergekühltem Vierzylinder-Boxermotor mit 22 PS, Platz für vier Personen und 90 km/h schnell. Typ 50 nannte ihn und seinen großen Bruder ab 1938 – den 55 mit mehr Hubraum und 25,5 PS – niemand. Der Volksmund nannte sie allesamt liebevoll „Baby“.

Das Steyr-„Baby“: sparsam, geräumig und mit unübertrefflicher Straßenlage, versprach das Prospekt
Das Steyr-„Baby“: sparsam, geräumig und mit unübertrefflicher Straßenlage, versprach das Prospekt © KK

Und wie es sich für einen Alpenrepublikaner gehört, war er eine Gämse: Bei den ersten Probefahrten prügelte man ihn über berühmt-berüchtigte Alpenteststrecken wie die Turracher Höhe oder den Katschberg mit seinen 32 Prozent Steigung. Weshalb der Wagen auch ein Renner war, bereits Mitte 1936 wurde das tausendste Baby ausgeliefert.

Ein Erfolg, der nicht jeden freute: Adolf Hitler soll sich schrecklich über den großen Erfolg des Austro-Volkswagens geärgert haben, schließlich wollte er ja seinen eigenen auf die Räder stellen. Weshalb er 1940 kriegsbedingt nach 13.000 Stück das Ende der Produktion anordnete.

Mehr zum Thema