Kann Peugeot die verschärften Abgasvorgaben der EU erfüllen, um hohe Strafzahlungen zu vermeiden?
JEAN-PHILIPPE IMPARATO: Auch wenn es mir keiner glaubt: Ja, Sie werden es schon sehen!

Peugeot hat ja einen eigenen Weg eingeschlagen: Sie bauen keine speziellen E-Modelle, sondern bieten Verbrenner-Modelle wie 208 oder 2008 auch als E-Auto an – andere Hersteller sind davon abgekommen. Sie bleiben dabei?
IMPARATO: Wir sehen einen einfachen Grund für unsere Strategie: Wir glauben, dass die Geschwindigkeit der Energiewende nicht überall auf der Welt gleich hoch sein wird. Und wenn man nicht weiß, wie die Struktur des Marktes in Zukunft sein wird, dann muss man wandel- und anpassbar sein. Ich verkaufe außerdem keine Batterien, ich verkaufe Autos. Und ich bekomme – etwa beim 208er – eine realistische Vergleichbarkeit bei den Gesamtkosten für beide Antriebe. So kann ich alles miteinberechnen, auch die Zuschüsse der Kommunen zum E-Auto-Kauf, und damit eine – natürlich auch für mein Fahrprofil – passende Entscheidung treffen.

Andere E-Auto-Hersteller bieten unterschiedliche Batterien/Reichweiten für ihre „reinen“ E-Autos an. Sie bleiben bei einer Batterie-Option pro Auto, beim 208 bedeutet das 340 km Reichweite. Reicht das?
IMPARATO: Wenn Sie jedes Wochenende 1000 Kilometer fahren, dann kann man das nicht elektrisch machen, dafür haben wir Plug-in-Hybride. Aber der Reichweiten-Frage werden wir uns trotzdem stellen müssen, auch wenn wir glauben, dass wir den richtigen Kompromiss zwischen Preis und Reichweite haben. Wenn ich 50 Kilometer am Tag fahre und fünf Tage die Woche arbeite, brauche ich unter der Woche nicht einmal zu laden.

Der Druck auf Autohändler und -branche ist groß: Es ist die Rede von Margenreduzierungen und Pflichtverkäufen für E-Autos, damit man Abgasvorgaben erfüllt und Strafzahlungen entgeht.
IMPARATO: Letztlich ist es nicht eine Frage des Drucks, sondern wie wir Veränderungen managen. Wir haben unserem Händlernetzwerk schon früh im letzten Jahr klargemacht, wie wir agieren wollen, damit wir in keine Rabattschlacht kommen. Klar ist auch: Man wählt am Sonntag und zahlt am Montag. Die Vorgaben zur Abgasreduktion kommen nicht von Peugeot, sondern das sind Regulative, die für alle gelten und die von der Politik vorgegeben werden. Danach müssen wir uns richten. Sicher ist nur: Peugeot wird keine Strafzahlungen leisten müssen, weil wir uns vorbereitet haben.

Viele Hersteller nehmen aufgrund der Abgasvorgaben ihre Kleinstwägen aus dem Programm, weil sie aufgrund der Abgasvorgaben nicht mehr rentabel zu produzieren sind. Wird Peugeot den 108er auslaufen lassen?
IMPARATO: Wir werden trotz der Probleme weitermachen beim 108er, weil es ein wichtiges, urbanes, leistbares, trendiges Autos ist. Aber das Segment ist schwierig, weil man diese Kleinstautos mit so viel Technik ausstatten muss, dass sie nicht mehr leistbar sind. Wir arbeiten übrigens an einem Konzept für ein voll elektrisches Auto in dem Segment. Aber wir haben noch keine Entscheidungen getroffen. Wenn Sie ein elektrisches Auto unter 15.000 Euro haben wollen, dann muss man etwas weglassen.

Und die Kosten für die viel beschworenen autonomen Stadtautos wären aus heutiger Sicht zu stemmen?
IMPARATO: Wenn sie dabei sein wollen, dann zahlen sie sofort 20.000 Euro mehr nur für die Technik. Wer soll das bezahlen?