Dass an Ola Källenius kein Weg vorbeiführen würde, das stand schon seit seiner Bestellung zum Entwicklungsvorstand Anfang 2017 außer Frage. Vermutet wurde, dass der großgewachsene schwedische Blondschopf zunächst die Kernmarke Mercedes übernehmen und im zweiten Schritt Dieter Zetsche an der Spitze der Daimler AG ablösen würde.

Die zügige Nominierung gleich für den Konzernvorsitz bereits im Herbst des vergangenen Jahres war dann doch etwas überraschend. Was wohl damit zu tun hat, dass sich das Bild um Sonnenkönig Dieter Zetsche in der Öffentlichkeit zuletzt deutlich verfinstert hat. Und nicht nur irritierte Politiker und Investoren die Zeit des Langzeit-Chefpiloten mit dem markanten Walross-Schnauzer abgelaufen sahen. Und die läuft heute bei der Hauptversammlung von Daimler in Berlin ab, wenn Zetsche das Zepter an den Kronprinzen übergibt.

Im Rennen um die Thronfolge hatte der smarte Nordländer eigentlich nur zwei ernsthafte Rivalen. Der eine war Wolfgang Bernhard, doch der streitbare Truck-Chef nahm sich frustriert vorzeitig aus dem Rennen und warf alles hin. Der andere, Daimler-Finanzchef Bodo Uebber, hatte sich bis zur Entscheidung Hoffnungen gemacht. Der 59-Jährige wird das Unternehmen noch heuer verlassen.

Freilich spricht nicht nur die jugendliche Frische und Vita für Källenius. Der 49-jährige Schwede, der fließend Deutsch und Englisch spricht, ist einfach die Idealbesetzung. Tatsächlich gibt es niemanden bei Daimler, der besser für die Rolle als CEO vorbereitet wurde. Der brillante Stratege hat alle wesentlichen Stationen im Konzern durchlaufen und gilt als starkes Signal für den Start von New Daimler. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger ist Källenius ein hemdsärmeliger Teamspieler, der gut zuhören kann und niemals laut wird. Und den alle mögen. "Ich bin der Ola", pflegt der mit einer Schwäbin verheiratete dreifache Familienvater das Du-Wort, hält dabei aber freundlich Distanz. Jegliche Art von Kumpanei ist ihm fremd.

Die Last für den neuen Sterndeuter mit der großen Strahlkraft ist schwer. Källenius muss den deutschen Vorzeige-Konzern ins digitale Zeitalter überführen, elektrifizieren und radikal umbauen. Er muss im Kampf gegen die Tech-Giganten aus dem Silicon Valley bestehen und den Anspruch der bekanntesten und wertvollsten Automarke der Welt verteidigen: das Beste oder nichts.

Zu schließen wäre da auch noch die Diesel-Baustelle, ein scharfes Sparprogramm ist beschlossen. Bis 2021 will der Betriebswirt acht Milliarden holen und Rendite und Gewinn wieder nach oben treiben. Allerdings macht die Konjunkturschwäche auch dem führenden Premiumanbieter zu schaffen, die weltweiten Verkäufe gingen in den ersten vier Monaten des Jahres um 5,6 Prozent zurück.
Jetzt einmal muss Källenius Mercedes grün machen. Im Herbst markiert der Geländewagen EQC den Anfang der E-Offensive. Bis 2030 soll mehr als der halbe Pkw-Absatz elektrisch sein.

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