Allein in Österreich haben 2006 laut dem ersten österreichischen Allergiebericht ca. zwei Millionen Menschen an einer Allergie gelitten – angeführt wird diese Statistik von den Pollenallergikern mit einem Anteil von 200.000 Betroffenen. Auch eine 2020 durchgeführte Befragung der Statistik Austria basierend auf der Europäischen Gesundheitsbefragung zeigt ein ähnliches Bild: 1,7 Millionen Menschen seien betroffen. Im Gegensatz zu anderen chronischen Erkrankungen seien Allergien häufiger bei jungen Menschen und im mittleren Erwachsenenalter anzutreffen. Doch wie können Sie erkennen, ob Sie an einer Allergie leiden?

Daran erkennen Sie, ob Sie eine Allergie haben

 Julia Meschik, Apothekerin in Graz und Feldbach
Julia Meschik, Apothekerin in Graz und Feldbach © KK

Wer an einer Allergie leidet, dessen Immunsystem zeigt eine übertriebene Abwehrreaktion auf einen Fremdkörper. Die Anzeichen für eine Allergie können dabei – gerade bei einer schwächeren Ausprägung – leicht übersehen werden. „Heuschnupfen äußert sich meistens mit Symptomen, die einem grippalen Infekt sehr ähnlich sind“, verdeutlicht Julia Meschik, Apothekerin in Graz und Feldbach.

Bei Heuschnupfen wären typische Anzeichen zum Beispiel: „Juckreiz bei Augen, Mund und Nase, Niesen sowie eine rinnende und verstopfte Nase – ähnlich wie bei Schnupfen“, erklärt Peter Valentin Tomazic, Leiter der Allergieambulanz an der HNO Universitätsklinik der Medizinischen Universität Graz. Symptome für andere Allergien können unter anderem auch Husten, Atembeschwerden sowie Schwellungen der Schleimhäute sein. Sollten Sie diese Symptome bei sich bemerken und den Verdacht haben, an einer Allergie zu leiden, wird es Zeit für den nächsten Schritt.

Peter Valentin Tomazic, Leiter der Allergieambulanz an der HNO Universitätsklinik der Medizinischen Universität Graz
Peter Valentin Tomazic, Leiter der Allergieambulanz an der HNO Universitätsklinik der Medizinischen Universität Graz © Gasser

Das sind Ihre ersten Schritte

Sicherheit, ob Sie wirklich an einer Allergie leiden oder nicht, kann Ihnen nur ein entsprechender Test geben. „Wenn Sie vermuten, dass Sie an einer Allergie leiden, sollten Sie auf jeden Fall eine Untersuchung, am besten beim Facharzt für HNO, Dermatologie oder Kinderheilkunde anstreben!“, rät Tomazic. „Auf diesem Weg können im Zuge eines Allergietest die genauen Auslöser, also die Allergene, identifiziert werden und die ideale Behandlung beginnen“, so Meschik. Teil der Untersuchung ist die genaue Anamnese. Dokumentieren Sie daher am besten bereits im Vorfeld, wann und unter welchen Umständen Sie bei sich Symptome beobachten können. 

Sicherheit, ob Sie wirklich an einer Allergie leiden, kann Ihnen nur eine entsprechende Untersuchung geben
Sicherheit, ob Sie wirklich an einer Allergie leiden, kann Ihnen nur eine entsprechende Untersuchung geben © Alexander Raths - stock.adobe.com (Alexander Raths)

Das hilft Ihnen bei einer Allergie

Sobald Sie wissen, wogegen Sie allergisch sind, können Sie damit beginnen, gewisse Taktiken zum besseren Leben mit Ihrer Allergie zu entwickeln. Die einfachste Methode, um eine Allergie zu lindern, besteht darin, den auslösenden Stoff zu meiden. Im Falle einer Pollenallergie ist dies allerdings nur schwer umzusetzen. Eine symptomatische Therapie kann hier Linderung verschaffen. „Bei leichten Symptomen, wie rinnender Nase und juckender Augen, bietet sich der Griff zu antiallergischen Nasensprays und Augentropfen an. Vorsicht gilt bei der Auswahl des richtigen Nasensprays, da die klassischen ‚Schnupfennasensprays‘ die Nasenschleimhaut auf Dauer schädigen.  Sind die Beschwerden trotz lokaler Therapie weiterhin vorhanden, können antiallergische Tabletten die Lebensqualität deutlich verbessern“, führt die Expertin aus. „Ganz wichtig jedoch: Eine Allergie sollte nie unbehandelt bleiben, um den sogenannten ‚Etagenwechsel‘ in die Lunge zu vermeiden, was in weiterer Folge zu allergischem Asthma führt.“ Auch ein genauerer Blick auf die eigene Ernährung ist ratsam: „Gewisse Nahrungsmittel können das Immunsystem unterstützen. Zudem gibt es Kreuzreaktionen mit Nahrungsmitteln und Allergenen.“ Übrigens: Pollen-Allergiker, die auch im Freien die FFP2-Maske tragen, werden vermutlich eine Minderung ihrer Symptome bemerken, wie der Facharzt aufmerksam macht: „FFP2-Masken reduzieren die Exposition von Pollen an der Schleimhaut.“

Ist all dies jedoch nicht wirksam und wird der Leidensdruck zu groß, gibt es noch eine weitere Möglichkeit: „Wenn symptomatische oder präventive Maßnahmen scheitern, kann eine Immuntherapie notwendig werden“, so Peter Valentin Tomazic. „Generell wird eine Immuntherapie besonders bei allergischem Asthma oder bei anaphylaktischen Reaktionen auf Insektengifte empfohlen“, wie Julia Meschik bemerkt. 

FFP2-Masken können die Symptome einer Pollenallergie mindern
FFP2-Masken können die Symptome einer Pollenallergie mindern © nicoletaionescu - stock.adobe.com

Diese Neuerungen gibt es

Bei der großen Anzahl der Betroffenen allein in Österreich dürfte es kaum verwunderlich sein, dass auf dem Feld der Allergiebehandlung stetig weiter geforscht und entwickelt wird. Erst 2018 konnte die Meduni Wien so einen Allergie-Chip mit entwickeln, der helfen soll, frühzeitig allergische Sensibilisierungen zu erkennen. „In Einzelfällen zur Abklärung spezieller Sensibilisierungsmuster kommt dieser bereits zum Einsatz“, erklärt Tomazic dessen praktischen Gebrauch im Zuge der Erhebung der Krankengeschichte. Zudem: „Nicht jeder Staub ist schlecht für unsere Gesundheit – das zeigt eine aktuelle Studie, in der im Stallstaub von Bauernhöfen ein von Kühen abgesondertes Molkeprotein entdeckt wurde, dass eine positive Wirkung gegen Allergien zeigen soll“, wie Julia Meschik aufmerksam macht.

Darüber hinaus gibt es jedoch noch viele weitere Neuerungen in der Allergiebehandlung, wie der Experte aufmerksam macht: „Die Impfstoffe, die bei der Immuntherapie zum Einsatz kommen, z.B. Adjuvantien, werden stetig verbessert. Probiotika und Symbiotika befinden sich aktuell im Stadium der starken Erforschung und Erprobung – genauso wie monoklonale Antikörper, die gezielt Immunmechanismen hemmen.“

Entstanden in Kooperation mit der Österreichischen Ärztekammer und mit der Österreichischen Apothekerkammer.