In einem Satz erklärt: Was ist SAL?

Rudolf Krall: SAL steht für Silicon Austria Labs, ein Spitzenforschungszentrum mit Hauptsitz in Graz, das in Kooperation mit Hochschulen im In- und Ausland und Unternehmen Technologien im Bereich der elektronikbasierten Systeme (weiter)entwickelt und anwendungsorientierte Forschung betreibt.

„Elektronikbasierte Systeme“ – was kann man sich darunter vorstellen?

RK: Elektronikbasierte Systeme – kurz EBS – sind sozusagen das Rückgrat der Digitalisierung. Dazu zählen Komponenten, Geräte und Systeme mit Mikro- und Nanoelektronik sowie die dazugehörige eingebettete Software. Sie bilden die Basis für eine Vielzahl an digitalisierten Produkten und Prozessen.

Bis 2023 soll sich das Team in Graz annähernd verdoppeln. Hierfür werden Talente aus der ganzen Welt rekrutiert
Bis 2023 soll sich das Team in Graz annähernd verdoppeln. Hierfür werden Talente aus der ganzen Welt rekrutiert © Jürgen Brunner

Was zeichnet den Standort Graz aus?

RK: In Graz entsteht mit dem SAL Building am TU Campus Inffeldgasse unser Hauptsitz. Schon jetzt sind hier 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus rund 15 Ländern tätig, bis 2023 möchten wir uns fast verdoppeln. Die räumliche Nähe zur Technischen Universität ist nicht zufällig gewählt – wir arbeiten eng zusammen. Neben den fachlichen Synergien bieten wir auch den zukünftigen Absolventinnen und Absolventen einen zukunftssicheren und attraktiven Arbeitsplatz.

Das neue SAL Building am TU Campus Inffeldgasse wird planmäßig bis Jänner 2023 fertiggestellt. Bauherr ist die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG)
Das neue SAL Building am TU Campus Inffeldgasse wird planmäßig bis Jänner 2023 fertiggestellt. Bauherr ist die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) © everysize/zinterl architekten

Mit welchen Forschungsthemen beschäftigt sich Ihr Team in Graz?

RK: Inhaltlich widmen wir uns in Graz insbesondere dem Thema Leistungsdichte. Hierbei geht es darum, leistungselektronische Systeme, die z.B. in Smartphones, Laptops und E-Autos verbaut werden, so klein, kompakt und effizient wie möglich zu gestalten. Wir beschäftigen uns mit leistungselektronischen Systemen entlang der gesamten EBS-Wertschöpfungskette, vom Design über die Charakterisierung der Komponenten bis hin zur tatsächlichen Realisierung in Hardware.

Im Projekt „Tiny Power Box“ gelangen viele von uns entwickelte Technologien zur Umsetzung: Dabei handelt es sich um einen On-Board Charger, also ein direkt im E-Auto verbautes Batterie-Ladegerät, das deutlich kleiner und gleichzeitig leistungsstärker ist als aktuell in E-Autos verbaute Geräte.

Die aktuell 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von SAL in Graz forschen in den Bereichen Leistungsdichte und Zuverlässigkeit elektronikbasierter Systeme
Die aktuell 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von SAL in Graz forschen in den Bereichen Leistungsdichte und Zuverlässigkeit elektronikbasierter Systeme © Jürgen Brunner

Außerdem widmet sich ein weiteres Team dem Thema „Dependable EBS“, beschäftigt sich also mit der Frage, wie elektronikbasierte Systeme den hohen Anforderungen in Bezug auf ihre Funktionsfähigkeit, Sicherheit und Vertrauenswürdigkeit gerecht werden.

Mit welchen Partnern arbeitet das Forschungsteam von SAL zusammen?

RK: Wir kooperieren mit einer Reihe an international erfolgreichen Unternehmen, wie Infineon, Fronius, TDK, AT&S und AVL List. Wir bieten unseren Partnern ein unbürokratisches, kofinanziertes Kooperationsmodell, wo SAL 50 Prozent des Projektvolumens übernimmt.

Außerdem kooperieren wir mit Universitäten und Fachhochschulen: In der Steiermark betreiben wir gemeinsam mit der TU Graz zwei Uni-SAL-Labs und mit der FH Joanneum am Standort Kapfenberg das Silicon Austria Labs Power Hub, ein Innovationslabor für Leistungselektronik. Ziel dieser Kooperationen ist es, gemeinsam die Grundlagen zu erarbeiten, die später im Rahmen von Kooperationen mit der Industrie die Basis für neue Technologien und Produkte auf dem Weltmarkt bilden und somit zur Innovationsführerschaft beitragen werden.

SAL betreibt gemeinsam mit der FH Joanneum das „Silicon Austria Labs Power Hub“ in Kapfenberg. V.l.n.r.: SAL-Geschäftsführer Gerald Murauer, Rudolf Krall, Martin Payer, kaufmännischer Geschäftsführer der FH Joanneum, Hubert Berger, Leiter des Silicon Austria Labs Power Hubs, Karl Peter Pfeiffer, wissenschaftlicher Geschäftsführer der FH Joanneum
SAL betreibt gemeinsam mit der FH Joanneum das „Silicon Austria Labs Power Hub“ in Kapfenberg. V.l.n.r.: SAL-Geschäftsführer Gerald Murauer, Rudolf Krall, Martin Payer, kaufmännischer Geschäftsführer der FH Joanneum, Hubert Berger, Leiter des Silicon Austria Labs Power Hubs, Karl Peter Pfeiffer, wissenschaftlicher Geschäftsführer der FH Joanneum © SAL

Wir beteiligen uns aber auch an internationalen Forschungsprojekten und kooperieren länderübergreifend mit Forschungseinrichtungen, u.a. mit der italienischen Fondazione Bruno Kessler und dem französischen CEA-Leti, einem der größten europäischen Forschungsinstitute für Elektronik und Informationstechnologie.

Warum leisten sich drei Länder und der Bund als Mehrheitseigentümer so ein Spitzenforschungszentrum?

RK: Österreich hat viele erfolgreiche (Industrie)Unternehmen, und diese benötigen Spitzenforschung als Grundlage für die Entwicklung international wettbewerbsfähiger Technologien. Wir unterstützen sie dabei, auch in Kooperation mit Universitäten und schlagen so eine Brücke zwischen Industrie und Wissenschaft.

Damit investiert die öffentliche Hand in einen stark wachsenden Industriezweig und in die Wertschöpfung am Standort Österreich. Letztlich schaffen wir auch Arbeitsplätze und tragen zum Brain Gain bei, denn wir bringen internationale Spitzenforscher*innen und gut ausgebildete Fachkräfte in unser schönes Land.