Klein, aber oho! Es würden einem viele Sprüche einfallen. Aber eigentlich sind es nur drei Buchstaben: wow! So der erste Eindruck. Der zweite Blick hat bereits ein Detail im Auge, das man hier auf 18 Quadratmetern wohl nicht vermuten würde: einen Geschirrspüler. Solche Reaktionen ist Peter Schlacher gewohnt, ebenso wie das Interesse an seinem selbst gebauten Zirkuswagen. Seit Oktober gibt es diesen Rückzugsort, den der gebürtige Weizer an seine Grazer Arbeitsstätte - einen Verleih für Musik- und Bühnenequipment - angedockt hat. Als Notfall-Übernachtungsort vorgesehen, wenn der Arbeitstag wieder einmal länger dauert und eine Heimfahrt dem gebürtigen Weizer zu anstrengend ist.

Sogar einen Geschirrspüler gibt es im kleinen Reich von Peter Schlacher
Sogar einen Geschirrspüler gibt es im kleinen Reich von Peter Schlacher © Juergen Fuchs

Längst haben sich diese 18, von Vollholz umgebenen Quadratmeter zum absoluten Wohlfühlort entwickelt. Und nicht nur das, sie haben sich auch schon ordentlich in sein Leben eingenistet, es umgekrempelt: „So sieht man erst, was man alles zu viel hat!“ Peter Schlacher wurde durch seinen Zirkuswagen zum Minimalisten. Reduktion, die nicht länger nur im Trend liegt, sondern zur Lebenseinstellung werden kann: „Reduktion ist Freiheit, es bringt dir viel mehr Zeit, die man wieder sinnvoll verwenden kann. Das Reduzieren von Besitz ist immer auch ein Abgeben von Verantwortung und Arbeit.“ Sprach's und klappt blitzschnell den Tisch weg - und schon ist der Platz für die Yogamatte geschaffen.

Der fast fertige Prototyp: 22 Quadratmeter und auch fit für den Winter
Der fast fertige Prototyp: 22 Quadratmeter und auch fit für den Winter © Juergen Fuchs

Bett, Küchenzeile, Badezimmer, vielleicht wäre der Zirkuselefant zu viel, aber sonst ist alles vorhanden. Nicht dass es Peter Schlacher in seinem Wagen zu eng werden würde, aber es sind die Ideen, die flügge werden: Könnte so ein Zirkuswagen auch für andere Menschen eine Option sein? Und so steht in einem Garten in Lannach ein nach Schlachers Plänen und mit seiner Hilfe gefertigter Prototyp eines Zirkuswagens: 22 Quadratmeter Wohnfläche, Wohnbereich mit Küche, Schlafzimmer, Bad und WC. Für Wärme sorgt eine Infrarotheizung. „Der Prototyp besteht aus einem Container aus Vollholz, der vom Zimmerer hergestellt wird.“ Rundbögen vervollständigen den Rohbau aus heimischen Fichten. Gedämmt wird mit Jute, die Außenverschalung ist aus Douglasien, hinzu kommt eine Terrasse. Rund fünf Tonnen wiegt das neun Meter lange und 2,5 Meter breite Wohnwunder. Die Raumhöhe von 2,8 Metern trägt zum luftigen Raumgefühl bei.

Peter Schlacher beim Feinschliff im Zirkuswagen
Peter Schlacher beim Feinschliff im Zirkuswagen © Juergen Fuchs

Jenen, die es wie Zirkusdirektoren an einen anderen Ort zieht, steht nichts im Weg: „Der Wagen steht auf Stelzen, man schraubt ihn ab und kann ihn mit einem Kran auf einen Transporter hieven.“ Umgekehrt kann man so, Anschlüsse vorausgesetzt, ebenso schnell seine Zelte aufschlagen: „auf Fundamente stellen, anschließen, wohnen“.

Und die Bauzeit? „Rechnet man die Lieferzeit des Holzes mit ein, sind es acht Wochen“, so Bauherr Schlacher. Den Zirkuswagen gibt es in einer Sommerversion (ab 20.000 Euro) und einer Winterversion (ab 30.000 Euro). Und noch ein Argument für einen Wohntraum wie diesen gibt es: „Ich sauge meinen Zirkuswagen mit dem Handstaubsauger.“ Das könnte ein Zauberstab vermutlich auch nicht schneller lösen.