Die Vorstellung vom Wohnen im eigenen Haus war für Marina Koch und ihren Mann Andreas Loidl immer eine vom Leben im Garten. „Wir wollten immer von jedem Zimmer aus in den Garten gehen können“, erzählt die junge Frau. Damit kam nichts anderes als ein eingeschoßiges Gebäude infrage. Die L-Form, Massivbauweise ohne Styropor-Dämmung und ein Flachdach standen auch von Anfang an fest.

Mit dem Kauf eines rund 2000 Quadratmeter großen, flachen Grundstücks in der Südsteiermark im Jänner 2014 stand der Umsetzung dieses Traums nichts mehr im Wege. Allein das genaue Wie war völlig ungeklärt. „Wir haben lange nach Ideen gesucht, selber herumgeplant, einen Baumeister zurate gezogen und kamen irgendwie auf keinen grünen Zweig“, erzählt der Hausherr. Schließlich habe man im Internet nach „günstigem Bauen mit Architekten“ gesucht und sei schnell auf das Planungsbüros Karl+Ziller gestoßen, das mit der Devise „Individuell gebaut um Ihr Budget“ für sich wirbt. „Die Architekten haben außerdem in der Nachbargemeinde schon ein ähnliches Haus gebaut, das uns gefallen hat“, erklärt die Hausherrin. „Es gibt viel zu viele Vorurteile gegenüber Architekten“, ergänzt ihr Mann: Es habe in Summe nur zwei Gespräche gebraucht, bis ihnen beiden klar gewesen sei: „Das passt.“

© KARL+ZILLER

Die Ausgangsbasis für die Planungsarbeit des Architekten Andreas Karl war der Wunsch nach einem möglichst offenen, nach Südwesten ausgerichteten Haus mit viel Glas und einer Garage, die nicht als separater Baukörper in der Landschaft steht - und die man zusätzlich als Winterquartier für Pflanzen nutzen kann. Neben einem großzügigen Wohn-Koch-Essbereich waren ein Büro, zwei Rückzugszimmer und zwei Bäder gefragt. Karl setzte das L-förmige Gebäude mit integrierter Garage leicht verdreht ins Grundstück und sorgte straßenseitig für einen optisch charmanteren Empfang, als ihn nur der Anblick des Garagentors hätte bieten können: Eine eigene Portalkonstruktion bildet sozusagen ein Tor zum Zugang zur Eingangstür für Besucher. Die Bewohner selbst betreten ihr Haus über die Garage, von der sie über die überdachte Terrasse in die Küche kommen.

Wie gerade Linien lebendig werden

Innen hat sich die Bauherrin als gelernte Kulturwissenschaftlerin intensiv mit der Frage „Was braucht ein Mensch, um sich wohlzufühlen?“ auseinandergesetzt und sich sehr bewusst für einen Stilmix von Alt und Neu entschieden. „Weil ein an sich sehr geradliniges, steriles Haus Brüche braucht, um unsere Sinne und Emotionen anzuregen.“ Das Resultat lässt sich wohl am besten als skandinavischer Wohnstil mit jeder Menge liebevoll aufpolierter Fundstücke aus den Kellern und Dachböden der Verwandtschaft beschreiben: Die 1950er- und 1960er-Jahre treffen hier das dritte Jahrtausend. Die Liebe zum Detail zeigt sich auch in ausrangierten Obstkisten, die zum Wandregal mutieren, in Hängeleuchten, die einst Einmachgläser waren, und Bilderwänden, bei denen schon die vielen, unterschiedlichen Rahmen ein Bild für sich ergeben. Die Hauptsache in diesem Haus ist freilich der Blick in den Garten. „Das genießen wir jeden Tag“, sagen die Bewohner.