Die Dame des Hauses kocht gerne groß auf. „Ich mag es, wenn wir Freunde hierhaben und ich mich direkt beim Vorbereiten und Kochen mit ihnen unterhalten kann“, erzählt Brigitte Zamò. Erst wenige Tage zuvor saßen an der großen hölzernen Tafel der Wohnküche 18 Personen. „Mehr bringen wir nicht unter. Aber es war herrlich“, lächelt die gebürtige Tirolerin, Ehefrau des friulanischen Industriellen Silvano Zamò und Mutter der gemeinsamen Tochter Elisa. Gemeinsam betreiben sie auch in Manzano bei Udine das für seine Weißweine vielfach ausgezeichnete Weingut „Le vigne di Zamò“.

Die Offenheit der Familie Zamò spiegelt sich in der Architektur ihres Ferienhauses in Camporosso bei Tarvis wider. Sie nennen das Haus „Casa Schatzi“, angelehnt an den Kosenamen Brigittes. Das gesamte Erdgeschoß ist ein einziger riesiger Raum, der sich durch großzügige Glasflächen nach außen hin auszustrecken scheint. Hier befindet sich nahe dem Eingang das besagte Herzstück des Hauses: die in Anthrazit gehaltene Küche, samt großflächiger Anrichte und einem kleinen Kammerl mit Tür in der Ecke. „Das ist praktisch, wenn wir Gäste haben: Ich kann das gebrauchte Geschirr einfach hineinstellen – und schon ist fürs Erste aufgeräumt“, erzählt Zamò.

Gegenüber steht der riesige Holztisch. Durchs Panoramafenster kann man, dank der leicht erhöhten Lage des Hauses, den Blick schweifen lassen: vom Dorf Camporosso über einen Teil des Kanaltales bis hinauf zur Wallfahrtskirche Monte Lussari.

Auch der lichtdurchflutete Wohnbereich samt ausladender Couch, Flatscreen-Fernseher und Kaminofen bietet weitläufige Aussichten. In der warmen Jahreszeit verschwimmen die Grenzen zwischen drinnen und draußen – dank verschiebbarer Glaselemente. Bewusst wurde auf der Terrasse auf ein Geländer verzichtet, um die malerischen Ausblicke nicht zu durchschneiden.

Im Materialmix beschränkten sich die Planer vom Udineser Architekturbüro Geza auf sorgfältig gewählte Komponenten: Sichtbeton für Böden, Wände und Decken. Viel Glas für ausreichende Versorgung mit natürlichem Licht. Und Lärchenholz, das in Form von Lamellen drei Seiten des Hauses umfasst. „Das ist doppelt gut – als Beschattung und für die Privatsphäre. Man sieht problemlos hinaus, aber kaum herein“, erzählt das Ehepaar Zamò. Das Haus lockt nämlich regelmäßig architekturinteressierte Schaulustige den Berghang hinauf. „Manche meinten, das hier wäre ein Hotel“, erinnert sich Brigitte Zamò.

Das Anthrazitgrau der Fassade setzt sich im Innenbereich als dominierender Farbton fort. Durchbrochen wird die sachliche Nüchternheit des Farb- und Materialkonzepts von modernen, aber meist farbenfrohen Gemälden und Skulpturen – eine Leidenschaft des Hausherrn, der ein Designstudium abgeschlossen hat. Für die Verspieltheit sorgt seine Ehefrau mit ihrer Leidenschaft für Hirsche und Herzen. Daran angelehnt bekam die „Casa Schatzi“ sogar ihr eigenes Haus-Logo – zwei turtelnde Hirsche.

Die Tarviser Gegend schätzt die Winzerfamilie zum einen für die Kühle im Sommer und das Schneeerlebnis im Winter, zum anderen, weil es hier sehr lebendig ist im Vergleich zu ihrem Hauptwohnsitz in Manzano: „Dort leben wir ziemlich abgelegen, mitten in den Weinbergen. Wenn ich hier etwas brauche, gehe ich einfach zu Fuß in den Ort hinunter“, sagt Brigitte Zamò.

Plötzlich läutet es an der Tür. Eine befreundete Familie mit Kind und Kegel wird herzlich willkommen geheißen. Die „Casa Schatzi“ zeigt, was sie alles ist: sachlich in der Form, offen und herzlich in der Art, sie mit Leben zu erfüllen.