Bei Ruth Hanko war es die sprichwörtliche Liebe auf den ersten Blick. Auf der Suche nach einem neuen, größeren Atelier wurde die Kunstschaffende auf eine aufgelassene Frühstückspension in Plescherken, Gemeinde Keutschach am See, aufmerksam. Die Kombination aus dem angrenzenden Wald, der Ruhe und dem Blick hinunter auf den Keutschacher See war einfach perfekt.

Schon kurze Zeit nach der Vertragsunterzeichnung begannen die Umbauarbeiten. Die hatten es in sich. Der 50 Jahre alte Teppichboden war festgepickt und ließ sich nur unter größten Anstrengungen entfernen, die Wände mussten von vier Schichten Tapeten befreit werden. Das Dach wurde neu eingedeckt, die Fenster ausgetauscht sowie der Holz- und Kohleofen gegen eine Solar- und Pelletsheizung ersetzt. "Über die veraltete Elektroinstallation hat sich zunächst niemand drübergetraut", sagt die dreifache Mutter und bedient mit routinierten Handgriffen die Kniehebelpresse aus dem Jahr 1856. Im Keller hat die Künstlerin ihre Druckwerkstatt eingerichtet. Früher befanden sich dort vier der insgesamt zwölf Zimmer. Um die Räumlichkeiten den neuen Erfordernissen anzupassen, wurden Zwischenwände und Bäder herausgerissen. Heute bietet der große und lichtdurchflutete Raum genug Platz. So werden dort unter anderem die insgesamt neun Tonnen Bleibuchstaben aufbewahrt. Der ehemalige Frühstücksraum wurde zum Atelier umfunktioniert. Dass der Tod neben Gender und Eros zentrales Thema in Hankos Schaffen ist, ist nicht zu übersehen. Gevatter Tod lugt aus einer Raku-Keramik, er lungert auf einem alten Jutesack herum und betrachtet in Form einer Hinterglasmalerei das Geschehen.

Den Aufgang in den ersten Stock findet man nicht so leicht. "Das Haus mit seinen rund 600 Quadratmeter Wohnfläche ist ein Irrgarten. Es ist sehr verwinkelt und man verliert als Ortsunkundiger leicht die Orientierung", sagt Hanko. Die gebürtige Gurktalerin bewohnt zusammen mit ihrem Lebensgefährten, den sie neckisch "Kunstknecht" nennt, und ihrem pflegebedürftigen Onkel das Haus. Doch der Weg ist das Ziel. Jetzt noch durch die Schiebetür aus Glas und man ist im großzügig gestalteten Wohnraum. Alt trifft Neu ist das Motto bei der Einrichtung. Die moderne Landhausküche ist in Weiß gehalten. Zwei Hängeleuchten, die Hanko auf einem Flohmarkt erstanden hat, erhellen den Küchenblock. Der altdeutsche Schrank fand den Weg aus der Steiermark nach Kärnten. "Den habe ich von einer Freundin geschenkt bekommen", sagt die 59-Jährige, deren Werke derzeit auf Schloss Straßburg zu sehen sind. Den ausziehbaren Esstisch stöberte die Kunstschaffende in Italien auf. Zwei Schlafzimmer samt Duschen und Aufenthaltsraum machten für diesen Wohlfühlraum Platz.

Auf eine Errungenschaft ist Hanko besonders stolz. Angrenzend an ihr "Alpe-Adria-Atelier" entsteht eine Waldbühne. Die Konstruktion war einst Teil des Obergestells der Wörthersee-Bühne, die im Jahr 2015 abgetragen wurde.