Vor fünf Jahren haben Jacqueline Bruckmüller und Ditmar Manfred Seifert den Baugrund in Obermillstatt zufällig entdeckt. „Wir sind auf dieser Parzelle gesessen, haben ins Tal geschaut und gewusst: Das ist es!“, erinnern sich die beiden. Verwunderlich ist das nicht, trifft der Blick ins Tal doch direkt auf den imposanten Millstätter See samt dahinter liegender Bergwelt.

Dabei hatten die gebürtige Schweizerin, die seit 40 Jahren in Österreich lebt, und ihr Lebensgefährte aus St. Pölten gar nicht vor, in Kärnten, das sie nur vom Urlaub her kannten, sesshaft zu werden. „Aber jetzt ist es einfach wunderbar und wir bereuen es nicht.“ Was sie besonders schätzen? „Berge und Wasser, das war immer unser Traum, und mit dem Alter kam auch der Wunsch nach Ruhe hinzu. In St. Pölten herrscht immer ein gewisser Lärmpegel. Hier kann man in der Nacht das Fenster öffnen und schlafen, eine ungemeine Lebensqualität“, sagt Seifert.

In der Planung kompakter geworden

Ein Passivhaus aus Holz sollte es werden und die perfekten Partner dafür fand das Paar in Christof Müller, Geschäftsführer der Firma Weissenseer in Greifenburg, und Architekt Josef Ruhm aus Herzogenburg. „Die Chemie hat zwischen uns von Anfang an gepasst“, sind sich alle einig.

Neun Monate wurde gemeinsam geplant, auch Kompromisse mussten geschlossen werden. „Ich hatte schon einige Vorstellungen, aber die haben nicht alle funktioniert, weil sie für die Hanglage nicht geeignet waren“, sagt Bruckmüller. Zudem sei das Haus im Zuge der Planung kompakter geworden, was auch finanzielle Gründe hatte. „Unsere Grundidee ist aber erhalten geblieben.“

Freiheit für die Augen

Ein kluger Einfall war es etwa, das Haus nicht direkt an den Hang anzubauen, sondern Platz dazwischen zu lassen und somit einen Raum für einen Hinterhof zu eröffnen. „Dadurch ergibt sich eine gewisse Offenheit, die Augen haben Freiheit“, sagt Seifert.

Weiterer Vorteil: Im Hochsommer dient der rund 50 Quadratmeter große Hinterhof als Rückzugsgebiet, wenn die Hitze auf der südseitig ausgerichteten Terrasse gar zu arg wird und auch der großzügige Schwimmteich keine richtige Abkühlung mehr bietet. Klare Prioritäten an die Funktion des Hauses gab es von beiden Seiten. Für Ditmar stand vor allem der Erholungseffekt, das Haus als Rückzugsort im Vordergrund. „Daheim sein. Dieses Gefühl ist wichtig für mich.“

Viel Licht

Und für Jacqueline war es eher das Praktische: einfach in der Pflege und Handhabung, klar strukturiert, viel Licht und keine allzu offenen Räume. „Schließlich will ich mich nicht verloren fühlen“, sagt sie. Damit rennt sie bei Müller offene Türen ein. „Ein Haus sollte alltagstauglich sein, nicht nur Architektur. Man muss spüren, dass hier auch gelebt wird.“

Als Raumteiler zwischen Küche und Wohnzimmer fungiert die Holztreppe in den ersten Stock, in dem sich eine Gästesuite, die Bibliotheksecke, zwei Schlafzimmer sowie ein Balkon befinden. Wobei die Stiege noch eine andere Funktion hat. „Stiegensteigen ist für uns Bewegung, eine Art Fitnesstraining“, sagen die beiden. Dennoch ist das Haus schon so angelegt, dass es auch rollstuhlgeeignet ist. „Für eine spätere Nachrüstung wurde eine Aussparung in der Decke über dem Erdgeschoß für einen Senkrechtlift vorgesehen“, erklärt Müller.

Haus mit Rundungen

Auf ein Kellergeschoß wurde verzichtet, stattdessen gibt es einen ebenerdigen Zugang zu einem geräumigen Nebengebäude, das als Werkstatt und Lagerraum dient. Auffallend am Haus sind auch die vielen Rundungen, die auf Jacquelines Wunsch entstanden sind. „Ich habe Wert auf runde Ecken gelegt. Das ist vom energetischen Standpunkt positiver und optisch anspruchsvoller.“