Wer den Grimming einzufangen vermag, hat gewonnen: fotografisch, architektonisch und atmosphärisch. 2351 Meter ragt der Monolith als höchster frei stehender Berg der Alpen in die Höhe, im Ennstal und im Steirischen Salzkammergut zieht er sich über eine Länge von neun Kilometern hin. Im Haus der beiden Architekten Caroline Rodlauer und Heimo Salzger ist der grimmige Berg gern gesehener Dauergast. Große Fensterelemente haben ihn ins lang gestreckte Haus geholt, das spektakuläre Panorama dringt in jedes Zimmer, ist im Schlafzimmer selbst von der Badewanne aus ersichtlich. Der ideale Bauplatz wurde zufällig bei der Rückkehr von einer Wanderung entdeckt, zehn Jahre lang hatte niemand wegen der extremen Hanglage den Glücksgriff erkannt und zugegriffen.

Rodlauer und Salzger stellten den klassischen Wohnhausgrundriss kurzerhand auf den Kopf: Das Obergeschoß ist direkt von der Zufahrtsstraße her erreichbar und beherbergt den Familien- und Elternbereich, barrierefrei konzipiert. Das untere Geschoß, das auch als separate Wohneinheit genutzt werden könnte, ist das Reich der Kinder: vier insgesamt, je zwei von Hausherrin und Hausherrn, 17, 19, 20 und 21 Jahre alt.

Im großen Wohnbereich mit angrenzender offener Küche spielt sich das rege Familienleben ab. Hier trifft man sich, hier kocht Alt und Jung gemeinsam, hier wird gespielt, gelernt, bewirtet. Es sitzt sich sehr gemütlich am großen, selbst gebauten Tisch. Dessen Eukalyptus-Platte hat man in Australien entdeckt, Reisen zählt ebenso zu den großen Leidenschaften. Das gesamte Mobiliar, Böden und die Oberflächen innen wurden in astiger Eiche gestaltet. Denn: Man reist zwar gerne, ist aber „ebenso heimatverbunden“.

Und wie es sich für einen Wintersportort gehört: skisportbegeistert. Vor Jahrzehnten diente der Steilhang als Piste, bei den Grabungsarbeiten tauchte das Fundament des einstigen Liftes auf. Und: In der Nachbarschaft lebte ein Skistar vergangener Tage, Leo Gasperl, der in den 1960er-Jahren nicht nur Skilehrer von Hollywoodstars wie Gina Lollobrigida und Ursula Andress war, sondern auch Pionier neuer Skitechniken. Der Olympiateilnehmer wurde auf den großformatigen Glasschiebewänden im gesamten Innenbereich verewigt, legendäre historische Skimodelle dienen im Vorraum als Garderobe.

Bevor man den Eingangsbereich durch die hohe, schwere Haustüre betritt, fallen die hintergrundbeleuchteten Roco-Modelleisenbahn-Garnituren auf, die, fein säuberlich übereinandergereiht in einem „Schau-Fenster“, den Zugang besonders für die „ewigen großen Buben“ sofort interessanter machen.

Dem Hobbygärtner Heimo Salzger dient der Großteil der Hausfassade als Klettergerüst für zahlreiche Spalierbäume. Bald soll man Äpfel vom Balkon aus pflücken können, der nicht mehr mähbare Steilhang im Westen wird als Weinanbau-Versuchsgebiet genutzt.

Caroline Rodlauer liest viel und gerne, daher entfielen ganze Wohnraumwände zugunsten von raumhohen Bücherregalen für rund 4000 Bücher. Die hölzerne Akustikdecke im Haus und schalldichte Wände bei den Zimmern der Jugend erlauben ungestörtes Musizieren. Es sitzt sich sehr gemütlich rund um den großen Holztisch: mit herrlichem Ausblick. „Wenn die Eingangstüre ins Schloss fällt, verblasst der Arbeitstag, bist du in einer anderen Welt“, sagt Caroline Rodlauer.