Die Entscheidung, das vom renommierten Architekten Raimund Abraham Ende der 1960er geplante „Haus Dellacher“ - benannt nach der Erbauerfamilie - in Oberwart zu kaufen, traf Johannes Handler mehr oder minder aus dem Bauch heraus. Der aus Kirchschlag in der Buckligen Welt stammende und in Wien beruflich ansässige Architekt erwarb die Landvilla vor zwei Jahren von einem Geldinstitut, das im Zuge eines Konkursverfahrens ungewollter Eigentümer der unter Denkmalschutz stehenden Immobilie geworden war.

Jahrelang stand das Baujuwel leer. Einerseits spießte sich der Verkauf an den zu hohen Preisvorstellungen der Bank, andererseits war möglichen Kaufinteressenten die Alleinlage des Objektes, das an der Oberkante einer an drei Seiten von Wald begrenzten sanften Wiesenmulde im Ausmaß von zwei Hektar liegt, in Zeiten steigender Kriminalität zu unsicher. „Das Haus war in einem besorgniserregenden Zustand“, berichtet Handler. Eingeschlagene Fensterscheiben oder großflächig abblätternder Verputz fielen da noch in die Kategorie Minimalschäden.

Die Tinte auf dem Kaufvertrag war noch frisch, als das Blechdach des Hauses einem Hagelunwetter nicht standhielt. Wasser ergoss sich ins Innere - der Start als Neo-Besitzer war für Handler also wenig erbaulich. Das tat seiner Begeisterung für sein mondänes Wochenenddomizil aber keinen Abbruch, gehört er dadurch doch zu einem exklusiven Zirkel: Vom Reißbrett Raimund Abrahams gibt es österreichweit nur drei Einfamilienhäuser. Sinnierend meint er: „Man wohnt hier in einer Skulptur mit Ausblick.“

Bestimmendes Element im nordseitigen Eingangsbereich des Hauses mit seinem langen Laubengang an der südlichen Längsseite - eine zeitadäquate Neuinterpretation des burgenländischen Streckhofes - ist eine Wendeltreppe. Sie führt ins Untergeschoß und lässt zugleich das Oberlicht vom flachen Dach, das hinter den hochgezogenen Mauerbrüstungen optisch verschwindet, dorthin gleiten.

Oberlicht erhellt auch das ans Wohnzimmer angedockte Esszimmer. „Jeder andere Architekt hätte wahrscheinlich ein Fenster in den Garten gemacht. Der Gedankengang von Abraham war aber, beim gemeinsamen Essen am langen Tisch eine gute Konversation zu pflegen und keine Ablenkung zu haben“, begründet Handler den bewusst intimen Charakter des zentralen Raums.

So weit wie möglich hat Handler auch im Inneren den ursprünglichen Ist-Zustand belassen. Die Türen haben Drehknöpfe aus den Staaten, die Lichtschalter sind ein italienisches Fabrikat und die Teppichböden in den Zimmern verströmen Retro-Charme. Kleiderschränke findet man im Haus keine: „Die Einbaukästen bieten mehr als genug Stauraum“, sagt Handler. Sie wurden in Absprache mit Abraham von einem heimischen Planer gemeinsam mit dem ehemaligen Hausbesitzer, einem Jugendfreund des Wahl-Amerikaners, entworfen. Die Möblierung wurde von Handler gemeinsam mit Frau und erwachsener Tochter vorgenommen.

Gartenseitig kann man auf einer großen Terrasse in der Sonne Platz nehmen und den Blick ins Grüne schweifen lassen. Von dort führen zwei Freitreppen in den Garten mit Swimmingpool und Essigbaumhain. „Abraham wollte eigentlich nur eine Stiege. Max Dellacher hatte aber ein Faible für die klassischen Palladio-Villen und entschied sich daher für die zwei symmetrischen Treppen“, erzählt Handler, der mit der Intention, das Haus optimal zu vermarkten, die „Dellacher Foundation“ gründete.

Neben der zeitlich beschränkten Selbstnutzung möchte er es öffentlich zugänglich machen. Er bietet für Interessierte Führungen an oder stellt es gegen eine finanzielle Entschädigung für kleinere Firmenseminare zur Verfügung. So sollen die Kosten für die aufwendige Generalsanierung sukzessive wieder hereingespielt werden.