Von der Baugeschichte des Ziegelgewölbes unbeeindruckt hämmert die (sehr) junge Dame fröhliche Rhythmen auf dem Holzxylophon. Auf einem massiven Holztisch, den Papa höchstpersönlich entworfen und hergestellt hat. Und fühlt sich spürbar wohl in den (ziemlich) alten Mauern. Wo einst Pferde und Wagen untergestellt waren, leben das musikalische Mädchen und seine Eltern auf gut 90 Quadratmetern. Ein Brüderchen wird in wenigen Wochen noch jüngeres Leben ins ehrwürdige, stimmungsvolle Ambiente bringen.

Für Jürgen Posch, Geschäftsführer der gemeinnützigen Wohnbaugesellschaft „Die Frohnleitner“, ist die junge Familie, die sich mit spürbarer Lust an eigener Gestaltung hier in einem Nebentrakt eingerichtet hat bzw. einrichtet, typisch für dieses spezielle Projekt: „Es sind Menschen, die das Besondere, Individuelle suchen.“ In diesem Fall: Wohnen im Schloss.

Weyer heißt in diesem Fall der mächtige Bau mit seinen attraktiven Arkaden und seinem markanten barocken Zwiebelturm. Dessen älteste Teile ließen die Rabensteiner im 13. Jahrhundert erbauen. Als Wasserschloss im Gamsgraben, der in Rothleiten vom Murtal abzweigt. An einer Abkürzung vom Murtal ins Murtal gewissermaßen. Die einst schützenden, nun wunderbar malerischen Wassergräben sind zum Teil noch erhalten und dienen der Fischzucht.

Bis ins 18. Jahrhundert gab es unter wechselnden Besitzern (Pfannberg, Cilli, Montfort, Herberstein, Esterhazy) mehrere Zu- und Umbauten. Mit dem Resultat eines harmonischen Hofs mit mächtigen Kastanienbäumen, um den sich Schloss, Schlosskapelle und mehrere Wirtschafts- und Wohntrakte gruppieren. Darunter das eingangs genannte Gebäude. In dem sich bis Ende 2013 der Bastelraum des im Hauptgebäude untergebrachten Seniorenheims befand.

Der aktuelle Status von Schloss Weyer lautet also „Wohnhaus“. Zwölf seit wenigen Wochen beziehbare Einheiten zwischen 60 und knapp 120 Quadratmetern wurden vom Grazer Architekturbüro Mikula + Partner adaptiert. Keine leichte Aufgabe, gab es bei dem bereits 1997 für vorbildliche Sanierung mit einer Geramb-Rose bedachten Objekt doch eine Fülle denkmalschützerischer Auflagen zu beachten.
Eine Herausforderung waren auch die, nun, unkonventionellen Grundrisse. Eine Beschreibung im „Dehio Steiermark“ lässt erahnen, was das bedeutet: „Außenfront des Ostflügels von zwei vieleckigen, turmartigen Vorsprüngen flankiert.“ Die historisch existierende Raumteilung zeitigt in der Tat Zimmer ungewöhnlichen Zuschnitts, aber auch von ganz besonderer Atmosphäre.

Vergleichsweise einfach mutet da die neue Gliederung des etwa hundert Quadratmeter großen, achteckigen „Rittersaals“ an. Unter einer mehr als vierhundert Jahre alten Holzdecke (der Hauptbalken ist mit 1590 markiert) hat sich ein in Graz lehrender Tischlermeister eingerichtet. Die Wohnküche erstreckt sich über luxuriöse fünfzig Quadratmeter.
Geradezu klassisch im Grundriss jene Wohnung, die ein Gastronom aus Frohnleiten und seine an der Grazer Universität tätige Partnerin gewählt haben. Rechteckig, lichtdurchflutet, mit Ausblicken auf Hof und Park. Die Räume sind reich geschmückt mit Kunst und Kunsthandwerk vor allem aus Asien, einer langjährigen Leidenschaft des Hausherrn. In einer Nische wacht eine Ritterrüstung samt Hellebarde über den Schlaf im stilgerecht wuchtigen Bett.