Ja, es kommt vor, dass Menschen verwirrt im Büro von Petra Zwetzbacher und Wolfgang Bereuter stehen - auf der Suche nach dem Café Augarten. Dabei ist der verblasste Schriftzug an der Hausfassade die letzte Erinnerung an das bekannte Grätzel-Café im zweiten Wiener Bezirk. Denn wo jahrzehntelang getrunken und geraucht wurde - und das beinahe 24 Stunden durchgehend -, haben die Architekten Zwetzbacher und Bereuter ihr Büro eingerichtet.

„Wir haben einen Arbeitsraum gesucht und der Pachtvertrag des Cafés ist ausgelaufen“, erzählt Bereuter, wie sie aus den eigenen vier Wänden, wo die beiden zuvor arbeiteten, in das Kaffeehaus kamen. Da die Immobilie der Familie gehörte, war der Umzug naheliegend - und wurde für die beiden das ehrgeizige Projekt, in ihrem Büro zu zeigen, wofür sie als Architekten stehen.

Nähe zu Vorarlberg

Dass eine gewisse Nähe zu Vorarlberg besteht, merkt man zunächst an der Art, wie Bereuter spricht. Der Dialekt des Architektur-Quereinsteigers ist aber nicht die zentrale Reminiszenz an das westlichste Bundesland, vielmehr haben Bereuter und Zwetzbacher mit ihrem neu gestalteten Architekturbüro eine „vorarlbergische Botschaft“ in der Bundeshauptstadt geschaffen.

Oder mehr noch eine Botschaft für den bevorzugten Baustoff des Architektenteams: Holz. „Die Meister des Holzbaus sitzen nun einmal in Vorarlberg“, sagt Bereuter. Mit ihrem Büro wollten die beiden, die auch privat ein Paar sind, zeigen, dass Holz nicht dunkel, altmodisch und traditionell sein muss, sondern vielmehr hell, luftig und modern sein kann.

Bevor es jedoch daran ging, die Holzträume mit den Brandschutzbestimmungen der Hauptstadt kompatibel zu machen, musste zunächst das Kaffeehausflair verschwinden. „Hier war alles verbaut, wir mussten die Räume wahrlich aushöhlen“, sagt Bereuter und zeigt Fotos, wie es früher aussah. Eine Galerie reichte durch den ganzen Raum bis zu den hohen Fenstern, Spiegel und Stofftapeten kleideten ihn aus. „Bei den Abbrucharbeiten entdeckten wir, dass sich unter den Tapeten schöne Ziegelwände verbargen“, sagt Bereuter. Und aus diesen Wänden wurde nach langwieriger Putzarbeit und einer Versiegelung mit Wasserglas ein ziegelfarbener Kontrapunkt zum hellen Holzinterieur.

Ein Jahr Planung

Ein Jahr Planungszeit investierten die Architekten und schufen mit der Zimmerei Kaufmann aus - no na - Vorarlberg ihren Traum aus Holz. Dank der genauen Planung und vieler Vorarbeiten beschränkte sich die Bauzeit auf sechs Wochen. Dabei wurde auch die Galerie verkürzt und so mit einem Querbalken ausgeführt, dass die neue Holzgalerie ohne Stützen auskommt. An den Wänden sorgt Lehmputz für das angenehme Raumklima, gemeinsam mit einer Wohnraumlüftung.

Als Konstruktionsholz wurde Fichte verwendet, die Stiege ist aus Esche, die selbst designeten Möbel aus Weißtanne - und alles Holz ist unbehandelt. „Wir wollten möglichst wenige Holzarten mischen und auf Schlichtheit setzen“, sagt Zwetzbacher, die den Masterlehrgang für Holzbaukultur absolviert hat. Während im unteren Bereich die Schreibtische des Architektenbüros Arbeitsplatz bieten, ist das obere Stockwerk dem sozialen Leben gewidmet.

„Wir laufen gerne im Augarten gegenüber.“ So erklärt Bereuter die Nasszelle im oberen Bereich, direkt hinter der voll ausgestatteten Küche. „Wir finden es schön, dass wir hier gemeinsam kochen und essen können“, sagt Zwetzbacher. Und so lebt ein Aspekt der Wirtshauskultur im ehemaligen Café Augarten weiter.