Den Thurnberger Stausee, einen von drei Kamptalstauseen im Waldviertel in Niederösterreich muss man nicht kennen. Auch dem Wiener Bauherrenpaar, das sich 2015 hier häuslich niederließ, war er vor ein paar Jahren noch gar kein Begriff. „Wir wollten einfach zusätzlich zu unserer Wohnung in der Stadt ein kleines Ferienhaus auf dem Land – nicht weiter als eine Autostunde von Wien entfernt“, erzählt die Bauherrin. Zum Glück stach ihr damals aber das gerade erst einen Tag alte Inserat zu dem 2000 Quadratmeter großen Hanggrundstück am See ins Auge. „Wir haben sofort gewusst: Das ist es“, erzählt die gebürtige Salzburgerin.

Ein weiterer Zufall wollte es, dass sie und ihr Mann wenig später bei einem Bummel durch Wien an der Auslage des Architekturbüros „Backraum“ von Andreas Etzelstorfer vorbeikamen und gleich den Eindruck hatten, hier den genau richtigen Planer für das neue Haus am Wasser gefunden zu haben. Tatsächlich stimmte die Chemie zwischen Etzelstorfer und den Auftraggebern sofort. „Wir wollten etwas ganz Einfaches, Schlichtes, mit ganz klaren Formen, etwas mit Holz und Beton und großen Fensterflächen. Das Dach sollte aus Holz sein, schwarz und ohne Überstand. Wir wussten, dass es nur etwas ganz Kleines, Kompaktes werden konnte: Da uns ein großer, heller Wohnbereich wichtig war, konnten sich nur noch sehr kleine Schlafbereiche ausgehen“, schildert die Hausherrin die Ausgangslage.

Der Grundriss
Der Grundriss © BACKRAUM

Die Idee des Architekten, das Schlafzimmer mehr oder minder als Koje auszuführen, die auf einer Seite ganz vom Bett ausgefüllt wird und auf der anderen Seite Platz für eine Badewanne und ein kleines Waschbecken bietet, hat sie folgerichtig besonders begeistert. „Von der Wanne aus hat man einen fantastischen Ausblick und wir mussten fürs Bad trotzdem nicht viel Platz opfern. Generell sei der große Luxus in diesem Haus, dass es in Summe zwei Badezimmer gibt. Der Rest ist ein klares Bekenntnis zur Reduktion und zu grundehrlichen Materialien: außen wie innen.

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In der Kubatur orientiert sich das (ohne Galerie) nur 75 Quadratmeter große Haus mit seiner schwarzen Fassade und dem Satteldach an den bäuerlichen Scheunen und Stallungen der Umgebung. Das fensterlose Erscheinungsbild, das sich ergibt, wenn die Bewohner sozusagen alle „Scheunentore“ vor ihren Fenstern schließen, verstärkt diesen Eindruck noch. „Weiters sollte das Haus mit allen Sinnen begreifbar werden. Auch wenn es draußen stürmt und schneit, soll es eine wohnliche Atmosphäre bieten“, erklärt der Architekt seinen Entwurf. „Holzoberflächen, warme Farbtöne und nicht zuletzt der Holzscheitofen samt Knistern der Flammen machen hier auch ein verregnetes Wochenende zum außergewöhnlichen Erlebnis.“

Holz und Beton

Gebaut wurde in Massivholzbauweise mit Brettsperrholzplatten, das Konstruktionsmaterial blieb innen als fertige Oberfläche sichtbar, wurde lediglich geölt. Als Kontrast dazu gibt es eine Sichtbetonwand mit dem Abdruck der horizontalen Brettschalung und einen geschliffenen, farblos versiegelten Estrichboden. „Wir wollten raue, rohe Oberflächen – nichts, was glatt und brav aussieht“, erklärt die Hausherrin die Wahl.
In Summe entstand hier eine „moderne Hütte“, wie die Bewohner ihr Haus liebevoll nennen, die das ganze Jahr über genau die erwünschte Erholung und Entspannung bietet. „Wir verbringen fast jedes Wochenende hier“, verrät die Hausherrin. Auch wenn die Familie bald zu viert sein wird, fühlt sie sich hier nicht beengt. Immerhin ging sich hier ja auch noch eine 17 Quadratmeter große Galerie als Gäste- und später Kinderzimmer aus.