In Ihrem Vortrag auf der Häuslbauermesse sprechen Sie über Raumpsychologie, Wohnarchetypen und Gehirnforschung. Was dürfen die Besucher erwarten?
Sabina Feichtinger: Ich werde aufzeigen, warum es bei der Qualität von Räumen so große subjektive Unterschiede gibt. Warum wir Räume als harmonisch empfinden, andere wiederum gar nicht. Und welche Faktoren da hineinwirken.
Können Sie uns eine Kostprobe davon geben?
Der Mensch hat ein kollektives Bewusstsein, das uns beim Wohnen und unseren Wohnbedürfnissen stark beeinflusst. Es kommt aus unseren Urzeiten, in denen wir gelernt haben, uns zu behausen. Da es aber im Unterbewusstsein schlummert, nehmen wir es nicht wahr. Andererseits hat jeder auch seine persönlichen Erfahrungen, die ebenfalls unbewusst in uns schlummern. Beispielsweise prägen uns ­Räume, in denen wir als Kinder gelebt ­haben, so stark, dass wir immer wieder gleiche bzw. ähnliche Wohnmuster ­suchen.
Wie zeigt sich der Höhlenbewohner der Steinzeit in unseren Wohnbedürfnissen?
Zum Beispiel im Grundbedürfnis, am sichersten Ort der Wohnung oder des Hauses schlafen zu wollen. Und wo hat sich der Höhlenmensch am sichersten gefühlt? Nicht beim Eingang der Höhle, sondern im hintersten Winkel der Höhle, von dem aus er eine gute Übersicht und Zeit zum Reagieren auf Gefahren hatte.
Welche Rolle spielt dabei die Gehirnforschung?
Der Mensch hat zwei Gehirnhälften, von denen die eine, vereinfacht gesagt, für die emotionale Komponente zuständig ist, die andere für die rational-analytische. Und mit diesen beiden Systemen erleben und gestalten wir unsere Wohnräume. Zusätzlich gefiltert durch die Vorerfahrungen und Prägungen der Kindheit.
Wenn sich ein Mensch an Sie wendet, was bieten Sie dann?
Hilfe zur Selbsthilfe. Der Mensch soll selbst erkennen, was ihn an einem Raum stört und selber eine Lösung finden. Manchmal genügt es, den „Fehler“ zu erkennen – da muss man dann vielleicht gar nichts verändern, weil man dann mit ihm gut leben kann.

Wohnpsychologin Sabina Feichtinger referiert auf der Häuslbauermesse
Wohnpsychologin Sabina Feichtinger referiert auf der Häuslbauermesse © Opernfoto