Gelb scheine im Moment der absolute Hit zu sein, berichtete unser Biogärtner in der vergangenen Woche an dieser Stelle über die neuen, in Gelb gehaltenen Züchtungen bei den Lenzrosen in Großbritannien.
Die freie Natur pfeift auf Modeströmungen und zeigt sich seit jeher zum Frühlingsauftakt ganz in Gelb, einer symbolträchtigen Farbe, steht sie doch für Sonnenlicht, Wärme, Kraft und erfreut zudem das Herz, das sich schon so sehr nach dem Lenz sehnt.

Frühblüherbonus

Aber auch derlei Sehnsüchte sind der Natur ziemlich wurscht, die Signalfarbe Gelb ist einfach das beste Lockmittel, um die ersten Insekten anzuziehen, ihnen zu signalisieren, dass die Nektarbar geöffnet ist. Mit dieser Werbeaktion sichern sich früh blühende Pflanzen die Bestäubung. Ein zusätzlicher Frühblüherbonus: Die Konkurrenz verschläft noch ihren Auftritt und von den Bäumen und Sträuchern hält kein einziges Blatt die lebenswichtigen Sonnenstrahlen ab.

Winterling

Mit seinem knalligen Gelb steht da oft über Nacht der Winterling in den Startlöchern und schiebt seine süß duftenden Blütenkörbchen durch den tauenden Schnee. Am besten gedeiht die Knollenblume, wenn man sie in Ruhe lässt. Vorausgesetzt, der Boden passt. Der Winzling mit der grünen Halskrause aus der Familie der Hahnenfußgewächse liebt einen humosen, leicht feuchten Platz unter Sträuchern und Bäumen. Nur die Nähe von Nadelhölzern gilt es zu meiden, dort ist der Boden für den Winterling zu sauer. Gefällt es Eranthis hyemalis, entfalten sich mit den Jahren wahre Blütenteppiche.

Scharbockskraut

Bezüglich Verbreitung noch flotter unterwegs ist das Scharbockskraut (Ficaria verna), nicht immer zur hellen Freude der Gärtner. Das kleine kriechende Hahnenfußgewächs breitet sich über Ausläufer rasant aus. Das Wildkraut galt über Jahrhunderte als passabler Schutz gegen Skorbut, denn seine herzförmigen, glänzenden Blätter enthalten viel Vitamin C. Sobald die leuchtend gelben Blüten erscheinen, sind die Blätter allerdings leicht giftig. Angesichts ganzer Teppiche des Scharbockskrauts ist Gelassenheit angesagt: So wie er gekommen ist, verschwindet der Frühblüher wieder, die Pflanze zieht komplett ein.
Noch einen goldigen Meister der Ausbreitung gibt es. Leuchtend gelb sprießt es an Wegrändern und auf Brachflächen: Dort macht der Huflattich als Botschafter des Vorfrühlings seine Aufwartung und schickt unaufhaltsam seine bis zu zwei Meter langen Ausläufer zur Eroberung neuen Terrains los. Tussilago farfara aus der Familie der Korbblütler ist seit alters her auch als Heilpflanze bekannt. Hildegard von Bingen und andere Heilkundige des Mittelalters schätzten das Kräutlein bei Atemwegserkrankungen.

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Die ersten Insekten fliegen auch mit Begeisterung auf die gelben Krokusse, die an sonnigen Standorten locken. Übrigens: Wenn es zum Fliegen zu kalt ist, kann es vorkommen, dass die Kundschaft ihre Nahrungsquelle zu Fuß aufsucht.  Der Vollständigkeit halber: Von der schönsten gelben Seite zeigen sich – oft schon im tiefen Winter – duftende Sträucher wie Winterjasmin und Zaubernuss. Dicht gefolgt von der Kornelkirsche, deren kleine gelbe Blüten von den Insekten schon sehnlich erwartet werden.

Die Pflanzenwelt im gelben Farbenrausch. Freilich, bis ein Gedicht von Christian Morgenstern zutrifft, braucht es noch Geduld: „Butterblumengelbe Wiesen, sauerampferrot getönt, o du überreiches Sprießen, wie das Aug dich nie gewöhnt!“