Es ist noch keine zwei Jahrzehnte her, da wurden Schrebergärten noch abschätzig als Reich der kleinen Leute bezeichnet. Heute stehen Akademiker Schlange, um eine Parzelle vom grünen Paradies zu ergattern oder zumindest den Sprung auf die Warteliste der Gartenvereine zu schaffen. Auf der anderen Seite ist das Grün der großen Städte ein bedrohtes Gut, auf das nur allzu oft Baulöwen ihre Pranken halten.

In jedem Fall höchste Zeit, der neuen Schrebergarten-Kultur ein Buch zu widmen. Die beiden Autorinnen Caroline Lahusen und Sylvia Doria haben sich von Hamburg über Berlin bis Köln 20 „Laubenpieper“-Reiche, wie der Heimgarten in Deutschland gerne genannt wird, angeschaut und die Vielfalt der Gartenkultur, aber auch die Vielfalt der Menschen, die sie heutzutage prägen, illustriert. Da keppeln Universitätsprofessoren, Künstler und Vorstandsvorsitzende über den Gartenzaun mit Postlern, Hilfsarbeitern und Rentnern. Ihnen allen ist eines gemeinsam: die Lust auf Laube.

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Unterschiedliche Typen werden im Buch vor die Beete gebeten. Da sind die beiden Schöngeister in Hamburg, die über ein verstecktes Kleinod von kontrollierter Wildheit herrschen. Oder die Design-Laube von zwei Paradiesvögeln, die im Schrebergartenrevier nicht wirklich auf ungeteilte Begeisterung stößt. Es begegnen uns glückliche Pensionisten, bei denen zum Mittagessen Giersch auf den Tisch kommt und deren Scholle schon seit 100 Jahren in Familienbesitz ist. Sylvia Doria selbst lässt ebenfalls durch das Gartentor auf ihren „Neuen“ schauen. Sie wurde nach 13 Jahren aus der alten Laube verdrängt und fand zum Glück einen verwunschenen Eckgarten, der Ferien in der eigenen Stadt für sie, ihren Mann, die beiden Söhne und Mischlingshündin Alma bietet. „Ich bin eine ziemlich entspannte Gärtnerin, ich mag es naturnah – gerne fröhlich und bunt. Maulwürfe sehe ich nicht als Problem. Ich baue gern Gemüse an und freue mich, wenn’s klappt“, verrät die Autorin.

Glück hatte auch der Künstler, der sein Sommeratelier mangels anderer Lokalitäten in einer Schrebergartenkolonie aufschlug und zum wahren Rosenflüsterer wurde. In Köln gelingt ein Gartenkunstwerk gar auf nur 260 Quadratmetern. Wer keine Lust auf Laube hat: Der Band mit den fein gezeichneten Menschenbildern und prächtigen Fotografien stillt allemal die Lust auf Lesebuch.