Blüten der Witwenblume wiegen ihre Köpfchen vor dem Beethoven-Tempel im Kurpark Baden im Wind. Lieber nicht berühren, am Ende richtet sich doch der strenge Blick von Kaiser Franz II. auf einen. Mit Argusaugen habe er seine Blumen im Garten wie im Gewächshaus gehütet, „niemand durfte es wagen, auch nur eine Blüthe abzuschneiden, geschweige denn ein Bouquet zu binden“, wird über den Regenten berichtet, der Sommer für Sommer im Badener Stadtpalais verbrachte.

Nicht von ungefähr ging der große Gartenfreund und Pflanzensammler als „Blumenkaiser“ in die Geschichte ein. Er gründete das botanische Hofkabinett, investierte viel Zeit und Geld in seine privaten Gartenanlagen, ob für die Wiener Hofgärten oder für die im Umland verstreuten Schlösser und Güter.
Das Garteln lag wohl in der Familie, auch die Brüder des Kaisers glänzten durch Eifer in der Botanik.

Die Musterhöfe des Erzherzogs

Erzherzog Johann widmete sich auf seinen „Musterhöfen“ der Landwirtschaft und der Obstbaumzucht. Erzherzog Karl baute in der leider zerstörten Weilburg von Baden eine einzigartige, europäische Rosensammlung auf, die größte ihrer Zeit. Mit dem heutigen Rosarium erweist ihm die Kurstadt ihre Reverenz. Und Erzherzog Anton brillierte gemeinsam mit Adeligen und reichen Bürgern im Verschönerungsverein für Baden und Umgebung, wobei es nicht nur beim Wegerl im Helenental belassen wurde.

Angeregt von den aristokratischen Vorbildern fand das aufstrebende Bürgertum im Biedermeier immer größeren Gefallen, sich mit Modepflanzen wie Pelargonien, Rosen oder Chrysanthemen zu umgeben und in den Gärten zu lustwandeln.
Niederösterreich hat heuer den Kaiser mit dem grünen Daumen und „sein Baden“ in den Mittelpunkt des Gartensommers gestellt. 120.000 Pflanzen aus eigener, städtischer Gartenzucht – auch der Kohl als Modegewächs findet seinen Platz – tauchen den kaiserlichen Kurpark von Baden in ein Farbenmeer. Auf speziellen Themenwegen wird der Gast in ein Jahrhundert Gartenlust zwischen 1792 und 1918 entführt.

Walkerin der ersten Stunde

Die Kurstadt war zu jener Zeit beliebter Treffpunkt der Hautevolee von Wien, konnte man doch in der imperialen Hauptstadt damit protzen, wer einem in Baden alles über den Weg gelaufen ist. Um 1890 hielten sich im Sommer bis zu 32 Habsburger in der Kurstadt auf. Dazu gesellten sich noch begnadete Künstler wie Beethoven. Eine pflegte zu Fuß zu kommen: Kaiserin Sisi marschierte von der Hermesvilla im Lainzer Tiergarten, ein Geschenk ihres Gatten, bis nach Baden. Eine Walkerin der ersten Stunde, urteilt unsere profunde Begleiterin Christine Triebnig-Löffler vor dem Bildnis der adeligen Sportlerin.

Schloss Laxenburg
Schloss Laxenburg © (c) APA/GEORG HOCHMUTH (GEORG HOCHMUTH)


Unterwegs nimmt Napoleon Bonaparte, der Schwiegersohn des Blumenkaisers, als Pappkamerad die Besucher ins Visier. Er soll, so wird berichtet, bei seinem einzigen Besuch in Baden Richtung Helenental geblickt und gewünscht haben: „Hier möchte ich begraben werden.“ Die Ironie der Geschichte hat es gewollt, dass auf St. Helena Endstation war.
Alles gelb oder golden ist nicht nur die Farbe für Sonne und Sommer, entlang des Themenweges im Kurpark weisen gelb gefatschte Bäume auf besondere, vom Kaiser geschätzte Gewächse hin.

Ob davor oder danach, landet der Gast in der Ausstellung im Kaiserhaus und schnurstracks im Blumenmeer – auf den Tapeten, dem Geschirr oder auf den Rüschenkleidern. Mittendrin Franz Antoine der Ältere, Spielkamerad aus Kinderzeiten, Hofgärtner und liebster Kompagnon des gartelnden Franz II. in den grünen Paradiesen. „Die beiden Franzl sind einander auf Augenhöhe begegnet“, rückt unsere Begleiterin den Berufsstand Gärtner ins rechte Biedermeierlicht.
Angeregt von der Ausstellung folgen Nimmermüde den Spuren des Blumenkaisers quer durch Niederösterreich. Und landen etwa im Schlosspark Laxenburg, dem größten historischen Landschaftsgarten Österreichs, der als Zugabe mit der im Wasser thronenden Franzensburg aufwartet.