Wir widmen dem Wonnemonat einen Schwerpunkt. Welche Bedeutung hat denn der Mai für Sie?

KATJA MUTSCHELKNAUS: Das wunderbare Gedicht "Die 13 Monate - der Mai" von Erich Kästner habe ich mit 14, 15 entdeckt, seither muss ich immer im Mai an das Gedicht denken, wenn ich blühende Bäume sehe. In München, wo ich wohne, geht man zum Weißwurst- und Spargelessen, der erste große Ausflug aufs Land steht an und die Blasmusik ertönt.

Noch ein Gartenbuch, musste das denn sein angesichts der Fülle an einschlägigem Lesestoff?

MUTSCHELKNAUS: Es ist wahrscheinlich so wie im Garten, wo man jedes Frühjahr denkt, du hast schon so viele Blumen, und dann geht man auf den Wochenmarkt und kauft doch wieder ein.

Was ist so besonders an diesem Werk?

MUTSCHELKNAUS: Ich wollte einem Gefühl Worte verleihen, ein Gefühl, das ganz viele haben, nämlich warum ein Garten so glücklich macht und bereichert. Ich bin dem schon lange auf der Spur, aber erst mit dem Buch habe ich eine Antwort gefunden. Diese Tradition der Gärten, wie sie uns heute gefallen, leicht engelsangehaucht und ein wenig romantisch, geht auf den Gedanken der Freiheit, der großen Vergnügungs- und Spielwiese für Erwachsene zurück.

Autorin Katja Mutschelknaus
Autorin Katja Mutschelknaus © Mutschelknaus

Keine Angst vor dem Vorwurf der Romantisierung?

MUTSCHELKNAUS: Nein, überhaupt nicht. Der Grundgedanke hinter dieser Gartenphilosophie ist ein gesellschaftspolitischer, dass Menschen eine Gestalt finden für einen Gedanken der Freiheit, der Kreativität, das ist ganz zeitlos und hat nicht nur mit individuellen Märchengefühlen zu tun.

Sie haben es in memoriam Ihrer Großmutter gewidmet - das hat sicher seine Bewandtnis.

MUTSCHELKNAUS: Meine Oma ist an allem schuld (lacht). Die Oma hatte schrecklich Heimweh nach der österreichischen Heimat, von Besuchen um Ostern herum hat sie stets Bäumchen mitgebracht. Ich bin inmitten dieser Erinnerungspflanzen groß geworden, ich durfte mich austoben. Diese Fantasiewelt hat mich gefördert und fürs Leben geprägt.

In Ihrem Buch taucht der Begriff des großherzigen Gartens auf. Woran erkennt man ihn denn?

MUTSCHELKNAUS: Ein Garten, der in sich verspielt wirkt, der seine eigenen Freiräume schafft, wo nicht alles geleckt und gekünstelt wirkt, wo man merkt, der Besitzer, die Besitzerin hat dem Garten ihre Seele eingehaucht.

Ich bin bei der Lektüre auf einen Tipp gestoßen, wie frau zum Schnittmuster für Empiremode kommt - Sie lassen wirklich gar nichts aus.

MUTSCHELKNAUS: Glauben Sie mir, das ist das Erste, was ich mir demnächst kaufen werde, ein Schnittmuster. Das muss sein.

Bei Ihnen erfahren wir, wie das Picknick in die Welt kam, dass es ursprünglich eine getarnte WG-Party in Adelskreisen war. Picknicken Sie selbst?

MUTSCHELKNAUS: Ich habe zwei Körbe daheim, bestens bestückt. Ich bilde mir seit Jahren ein, dass mein erstes feierliches Picknick in einem Schlosspark bei Mondschein stattfinden soll, wo man über den Zaun klettern muss. Ich habe mich bisher nicht getraut, weil ich keine Freunde gefunden habe, die das mit mir machen wollen, allein mag ich nicht.

Bei der Lektüre fragt man sich bald: Und kochen und backen kann sie auch noch?

MUTSCHELKNAUS: Das habe ich natürlich von der österreichischen Oma. Überhaupt der Ideenreichtum, aus wenig viel zu machen und alle Sachen aus dem Garten irgendwie zu nutzen.

Von Burnetts "Geheimem Garten" 1911 zum "Partyschreck" von Blake Edwards 1968 - das sind flotte und beschwingte Zeitreisen.

MUTSCHELKNAUS: Es stand bald fest, es soll mein Lebensfreude-Buch werden, da sind mir beim Schreiben Dinge eingefallen, die ich lustig finde, die mich amüsieren, die ich gerne machen würde im Freien, all das habe ich als Appetitanreger hineingepackt.

Spielen Sie ein bisserl Wegweiser durch Ihr Buch!MUTSCHELKNAUS: Das Einleitungskapitel mit dem Aha-Erlebnis, das ist ja alles kein Zufall, diese Symbole im Garten bedeuten ja alle Freiheit. Mir war auch wichtig, diesen extremen Perfektionszwang abzuschütteln. Etwa beim Picknickkapitel den Leuten zu sagen, he, gebt euch keine Mühe, das perfekte Picknick gibt es nicht, macht aber nichts.

Wie sieht Ihr ganz persönlicher Gartensalon denn aus?

MUTSCHELKNAUS: Der ist eine Mixtur aus vielen Facetten aus dem Gartenbuch. Der muss ganz viele Rosenbüsche haben, eine Blumenwiese und eines wird noch über viele Jahre Wunschtraum bleiben - ein großer Baum, von dem eine Holzschaukel hängt, um darauf unbeschwert in den Tag zu schaukeln.