Früher lernten in dem Hallenbad, das sich einmal auf dem Areal befand, kleine Wasserratten aus der Umgebung schwimmen, heute wird es zum vorübergehenden Zuhause für Studierende aus aller Welt. Der sogenannte „mineroom“ im obersteirischen Leoben ist das bisher größte Studentenheim Österreichs in Holzbauweise und Passivhausstandard. Allein 1900 Kubikmeter des natürlichen Baustoffs wurden in dem fünfgeschoßigen Gebäude verbaut.

© OeAD-WV/Thomas Lebinger

In Zukunft soll das Wohnheim, das im Auftrag des Österreichischen Austauschdienstes errichtet wurde, 200 internationalen Studenten und Gästen der Montanuni Leoben Platz bieten. Passend zum Thema führen unregelmäßig breite Gänge wie Stollen durch das Gebäude. Eine Photovoltaikanlage mit der Gesamtfläche von 620 Quadratmetern soll die 6000 Quadratmeter Nutzfläche mit der nötigen Sonnenenergie versorgen. Die Anlage liefert über das Jahr verteilt 110.000 Kilowattstunden Energie und soll so helfen, jährlich rund 30 Tonnen Co2 einzusparen. Die Zimmerpreise liegen zwischen 325 Euro/Monat (Kategorie A; Einzelzimmer in Wohngemeinschaft) und 460 Euro (Kategorie N; gesamte Einzimmerwohnung für zwei Personen). Informationen im Netz: housing.oead.at

Auf die Veränderung kommt es an

Das Kreativ-Team von „aap.architekten“ ließt sich bei dem Bau von der Lebendigkeit und dem Farbenspiel des Erzgesteins inspirieren. Die formal klaren Baukörper wurden mit einer plastischen, mehrfärbigen Holzschalung verkleidet. Die Stulpschalung, die immer wieder aus der glatten unbehandelten Lärchenholzschalung hervorbricht, zieht sich aderförmig über das Gebäude und wird sich im Laufe der Zeit in verschiedenen Grau-, Braun- und Rottönen unregelmäßig verfärben.

© OeAD-WV/Thomas Lebinger

Stollen führen als unregelmäßig breite Gänge durchs Gebäude, durchbrechen immer wieder die Gebäudehaut und öffnen sich in Form von allgemein genutzten Stuben und Wohnungs-Gemeinschaftsräumen nach außen. Dadurch werden alle Gang- und Stiegenflächen natürlich belichtet.

Konstruktion

Mit Ausnahme der Eingangsbereiches, des Kellergeschoßes und der beiden Stiegenhäuser wurde das gesamte Gebäude in Holzbauweise errichtet. Die Außenwände bestehen aus einer vorgefertigten, mit Mineralwolle ausgedämmten Holzriegelkonstruktion. Sie haben überwiegend keine tragende Funktion. Die horizontale Aussteifung erfolgt über die Trennwände aus KLH Wandelementen in Verbindung mit KLH Deckenscheiben. Auf Trennwänden und Decken sind Vorsatzschalen angebracht, um den brand- und schallschutztechnischen Anforderungen zu entsprechen.
Upcycling. Die Türausschnitte der KLH Innenwände wurden zu mobilen Möbeln verarbeitet. Tische, Bänke, Hocker und Sideboards bringen den Holzcharakter wieder zurück in die Wohn- und Gemeinschaftsräume.

Die inneren Werte

Das Haus bietet ein umfangreiches Angebot an Wohn- und Gemeinschaftsräumen. Einzelappartements, Doppelzimmer sowie Wohngemeinschaften für 2-5 Bewohnerbieten den Studierenden ein differenziertes Wohnangebot. In jedem Stockwerk bieten sogenannte Stuben individuelle Rückzugsbereiche. Im Erdgeschoß befinden sich weitere gemeinschaftlich genutzte Räume wie das erweiterte Wohnzimmer, ein Waschsalon, Musikübungsraum, Besprechungs- und Lernräume, Fitnessraum und ein Mehrzweckraum zum Chillen und Feiern. Im Hof gibt es Sitzgelegenheiten und Tischtennis, im Garten Holzdecks zum Faulenzen.

Energiekonzept

Das mineroom ist als Passivhaus konzipiert. Neben einer hocheffizienten, Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung, einer optimierten Gebäudehülle und einer größtmöglichen PV-Anlage wurden auch stromverbrauchende Komponenten optimiert und Standby-Funktionen vermieden. Das gesamte Objekt wurde mit LED-Beleuchtung ausgestattet. Das Gebäude wird klima:aktiv zertifiziert. Eine Zertifizierung durch das Passivhausinstitut Darmstadt wird ebenfalls erfolgen.