Zwei Kubikmeter Holz haben genügt, um die gut gedämmte Hülle dieses 36 Quadratmeter großen Hauses aufzustellen - die Bodenplatte nicht mitgerechnet. Bei einer Innenraumhöhe zwischen 4,2 und 4,5 Metern ginge sich unter diesem Dach locker noch eine zweite Etage aus, „das ergäbe dann schon eine recht stattliche Wohnfläche von 50 Quadratmetern“, rechnet der Student Max Schade als einer der Architekten dieses Hauses vor. Das Besondere an dem Projekt sind die organische Form und Nachhaltigkeit bis ins letzte Detail. Baumaterial ist auch nicht viel nötig: „Mittels Holzgitterschale können im Vergleich zum konventionellen Holzriegelbau bis zu zwei Drittel Holz eingespart werden“, sagt Schade.

Der Aufbau des "Strohboiden"
Der Aufbau des "Strohboiden" © PRO HOLZ

Der „Strohboid“ besteht aus einer leichten Gitterkonstruktion aus Buchenholz, darauf kommen Strohballen, darüber Lehm und Holzschindeln. „Ressourcenschonendes Bauen und innovatives Design können sich gegenseitig beflügeln. Der Strohboid spart Energie, sieht gut aus und das Beste: am Ende seines Lebenszyklus kann er einfach kompostiert werden, “ sagt dazu der Betreuer des Projektes, Andreas Trummer vom Institut für Tragwerksentwurf der TU Graz.

Um das Holz für die Tragwerkskonstruktion in die passende Krümmung zu bringen, bedienten sich Schade und sein Kollege Fritz Walter der Bugholztechnik. „Wir haben zu zweit eine Woche daran gearbeitet“, sagt der Student. Das Buchenholz wird bei dieser Methode mittels Wasserdampf erhitzt und befeuchtet, was es weich und biegsam macht. Erkaltet bleibt es formstabil und belastungsfähig.

Gedämmt mit Stroh

Holzgitterkonstruktionen wie jene des Strohboiden sind freilich keine neue Erfindung. „Bisher gab es aber keine befriedigenden Lösungen, solche Gebäude gut zu dämmen“, sagt Schade und kommt damit auf den speziellen Wandaufbau zu sprechen: 36 Zentimeter Stroh, 3 Zentimeter Lehm und darüber eine langlebige, leichte Dachdeckung mit handgeschlagenen Schindeln machen diese Hülle zu etwas Besonderem. Die Strohballen lieferte ein steirischer Bauer, der Lehm kam aus dem Bauaushub einer nahegelegenen Baustelle. „Durch die Verwendung von heimischen Baustoffen bleibt die gesamte Wertschöpfung in der Region. Hier wurde ein maximal ökologisches und ressourcenschonendes Bausystem der Zukunft entwickelt“, freut sich Franz Titschenbacher, Obmann des Vereins proHolz Steiermark, der dieses Projekt unterstützt hat.

Die Kostenfrage  

Billig ist so ein Haus freilich nicht. „Wir haben hier nur den Prototyp aufgestellt. Im Schnitt muss man wohl wie bei einem konventionellen Haus mit Quadratmeterkosten von 2000 bis 3000 Euro rechnen,“ sagt Schade. Die Materialkosten für den Prototyp beliefen sich jedenfalls auf 12.000 Euro. „Dafür hat man aber eine perfekt gedämmte Hülle mit einem U-Wert von 0,1,“ erklärt der Student. Um aus dem Prototyp ein Wohnhaus zu machen, müsste man ihn nur mit Glasfassaden verschließen und innen mit Lehm verputzen. „An eine Nachnutzung des Projekts ist bereits gedacht“, sagt Schade. Im März 2017 muss der Strohboid in Stübing nämlich wieder abgebaut werden.