Deutsche Wirtschaftsvertreter fürchten nach der Entscheidung von US-Präsident Donald Trump für Importzölle bei Stahl und Aluminium eine Eskalation des Handelsstreits mit unabsehbaren Folgen. Der deutsche Außenhandelspräsident Holger Bingmann äußerte sich am Donnerstagabend "bitter enttäuscht" von Trump. "Jetzt kann man nur hoffen, dass niemand überreagiert", sagte er der Nachrichtenagentur Reuters.

Es sei aber zu befürchten, dass nun "Dinge ins Rollen kommen, die wir uns nicht wünschen". Nach Bingmanns Worten dürfte die EU nun zu Gegenmaßnahmen greifen, die der deutsche Außenhandel nicht gewollt habe. "Trumps Handeln untergräbt das Vertrauen in die USA als verlässlichen Partner", klagte er. Damit füge er seinem eigenen Land massiven Schaden zu. "Wir raten dringend zur Besonnenheit", unterstrich er.

"EU sollte bei WTO klagen"

Auch der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) Martin Wansleben äußerte sich kritisch. "Die EU sollte gemeinsam mit internationalen Partnern bei der WTO Klage erheben", forderte er. Zugleich sollten in enger europäischer Abstimmung auch kurzfristig WTO-konforme Maßnahmen vorbereitet werden, um den USA ein europäisches Signal für Freihandel zu senden. "Dabei ist Augenmaß wichtig", warnte Wansleben. Eine Eskalation mit gegenseitigen Strafzöllen gelte es auf jeden Fall zu vermeiden.

Wansleben warf den USA vor, mit den verhängten Strafzöllen und der Begründung dafür gegen die Regeln des Welthandelssystems WTO zu verstoßen, das sie selbst initiiert habe. Damit würden die USA "vom Paulus zum Saulus". Die USA schadeten nicht nur dem Welthandel, sondern auch sich selbst.

"Belastungsprobe" für transatlantische Beziehungen

Der EU-Außenpolitiker David McAllister sprach in den Zeitungen der Funke Mediengruppe von einer "Belastungsprobe" für die transatlantischen Beziehungen. "Wir sollten jetzt umsichtig vorgehen und alles tun, um eine Eskalation des Handelsstreits und schon gar einen Handelskrieg zu vermeiden", sagte der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Europaparlament.

Der Fraktionschef der Europäischen Volkspartei (EVP) im EU-Parlament, Manfred Weber, kündigte eine Reaktion der EU an. "Die Europäische Union möchte nicht, dass der Handelskonflikt eskaliert. Aber wir werden dieses aggressive Verhalten der USA nicht akzeptieren, ohne darauf zu reagieren", schrieb er auf Twitter.

Konter der EU

Auf einer vorläufigen Liste der EU-Kommission, die aber noch unter den Mitgliedstaaten abgestimmt werden muss, stehen bereits rund 200 US-Waren, die ihrerseits mit Zöllen belegt werden könnten. 2017 betrug der Gesamtwert dieser von den USA nach Europa eingeführten Produkte rund 2,8 Milliarden Euro. Die Waren werden vor allem in für US-Wahlen wichtigen Schlüsselstaaten hergestellt.

Die weltweiten Einfuhrzölle auf Stahl in Höhe von 25 Prozent und auf Aluminium in Höhe von 10 Prozent sollen innerhalb von 15 Tagen in Kraft treten, wie Trump in Washington bekannt gab. Ausgenommen werden zunächst nur die Nachbarn Mexiko und Kanada.

Weitere Artikel