"Ich habe beschlossen nicht zurückzutreten, weil ich unschuldig bin", so Ilmars Rimsevics. "Ich habe von niemandem Bestechungsgelder verlangt oder erhalten".

Vielmehr sei er Ziel einer koordinierten Kampagne einiger lettischer Geschäftsbanken geworden, die Lettlands Ruf und die Autorität der Zentralbank in Misskredit bringen wollten. Er selbst habe Morddrohungen erhalten, über die er die Sicherheitsbehörden informiert habe. Ein Rücktritt zum jetzigen Zeitpunkt würde nur jene triumphieren lassen, die ihn fälschlicherweise beschuldigten und ihm die Chance nähmen, sich zu verteidigen.

Rimsevics war am Wochenende vorübergehend festgenommen worden. Der 52-Jährige soll mindestens 100.000 Euro Bestechungsgeld verlangt und angenommen haben, wie die Anti-Korruptionsbehörde KNAB mitteilte. Nach Zahlung einer Kaution in derselben Höhe kam der dienstälteste Zentralbankchef der Eurozone am Montagabend vorerst auf freien Fuß.

Angesichts der negativen Auswirkungen der Korruptionsaffäre auf den Ruf Lettlands hat der Chef des Verteidigungsausschusses im Parlament die Einschaltung internationaler Ermittler vorgeschlagen. Lettland müsse die US-Bundespolizei FBI und das Europäische Amt für Betrugsbekämpfung (Olaf) um Unterstützung bitten, sagte Ainars Latkovskis. Auch die Vorgänge um die im Zentrum eines Geldwäsche-Skandals stehende lettische ABLV-Bank sollten untersucht werden.

Rimsevics steht seit 2001 an der Spitze der Zentralbank. Nach lettischem Recht kann der vom Parlament in Riga für sechs Jahre ernannte Zentralbankchef nur nach einer Rücktrittserklärung oder bei schweren Verfehlungen vorzeitig entlassen werden. Die Schuld muss dabei von einem Gericht in einem rechtskräftigen Urteil festgestellt worden sein.